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Lernen, wenn die Sonne lacht

Zur besten Ferienzeit bieten Universitäten und Bildungsvereine Sommerkurse an. Angestellte gehen in den Bildungsurlaub, Schüler an spezielle Akademien und Studenten in Sommer-Unis. Die können schon mal 1.650 Euro kosten

Sie machen das freiwillig und zahlen dafür eine Geldsumme, die auch für einen Strandurlaub gereicht hätte

VON DANIEL KUMMETZ

Im ersten Moment scheint der Gedanke abwegig: Während Kollegen, Kommilitonen oder Klassenkameraden in den Sommerferien am Pool, in Parks oder unter Palmen liegen, gibt es Wissbegierige, die ihre freie Zeit in stickigen Seminarräumen verbringen. Sie machen das freiwillig und zahlen dafür eine Geldsumme, die bei manchem Angebot auch für einen Strandurlaub gereicht hätte. Doch völlig verrückt sind die Teilnehmer nicht: Die Kurse dauern meist ein bis zwei Wochen, Studenten können sie sich teilweise für ihr Studium anrechnen lassen. Und selbst die hohen Kosten können durch Stipendien oder Steuerersparnis gedrückt werden.

Ein weiterer Vorteil für Arbeitnehmer: In einem Bildungsurlaub fallen keine Urlaubstage weg, da solche Kurse in den meisten Bundesländern als Arbeitszeit gelten – wenn dies vorher beantragt wurde. „Die Teilnehmer kommen bei uns meist aus den großen Betrieben“, sagt Adelheid Zöllner von Arbeit und Leben Niedersachsen, dem Weiterbildungsverein des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Volkshochschulen. In Niedersachsen sind die meisten Teilnehmer zwischen 30 und 50, an den Kursen nehmen im Durchschnitt 15 Leute teil. Die Seminare von Arbeit und Leben finden zu gemischten Themen statt. Es gibt Kurse zum Meeresschutz auf Helgoland, zur deutschen Kolonialgeschichte in Afrika oder zur Entwicklung des Nord-Ostsee-Kanals in Rendsburg.

An Hochschulorten wie Kiel und Osnabrück treffen sich in diesem Sommer wieder ausländische Studenten in Deutschkursen, um Land und Kultur kennen zu lernen. Einige Studenten der norddeutschen Hochschulen begeben sich in gegensätzliche Richtung. Sie lernen an Internationalen Summer-Schools die Landessprache und belegen etwa politikwissenschaftliche Seminare in Oslo. So auch an der FH in Bremerhaven. Hier treffen sich Anfang August BWL-Studenten aus aller Welt, um Kurse im „Change-Management“ zu belegen – die Leistungen werden mit Credit Points abgegolten, können also von Studenten aus dem Bachelor- und Mastersystem ins Studium angerechnet werden. Neben den Lehrveranstaltungen gibt es bei einer Summer-School auch Stadtbesichtigungen. In Bremerhaven kostet die Teilnahme mit Unterbringung 1.650 Euro – Stipendiaten können Zuschüsse ihrer Stiftung beantragen.

Speziell an Frauen richtet sich die „informatica feminale“ in Bremen: Für Einsteigerinnen gibt es Grundlagenkurse in der Informatik, aber auch Spezialistinnen können sich weiter vertiefen. An der gleichen Uni gibt es im Sommer auch Weiterbildungskurse für Lehrer aus Niedersachsen und Bremen, in denen nicht nur Fachspezifisches verhandelt wird, sondern auch das Thema Schulentwicklung. Die Kurse, die auf dem Stundenplan der Lehrer stehen, heißen in diesen Fällen „Auf dem Weg zur interkulturell kompetenten Schule“ oder „Supervision, Coaching, kollegiale Beratung“.

Und auch wer das Studium noch vor sich hat, darf im Sommer betreut büffeln: Für Oberstufenschüler, die überlegen, was genau sie studieren sollen, bietet die Sommeruni im niedersächsischen Rinteln Orientierungshilfe. Die Studienwilligen können in Seminaren in ihre potentiellen Fächer hineinschnuppern. Dozenten benachbarter Hochschulen reisen an, um die Fragen ihrer Studenten in spe zu beantworten.

Grundsätzlicher und nur um ein Fachgebiet geht es bei der Ferienakademie des Vereins für politisches Handeln (vfh). In acht Tagen können Schüler ab der 10. Klasse sich gemeinsam Grundlagenwissen über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aneignen. Der vfh bietet in diesem Sommer Seminare in Lingen, Lübeck und Lauenburg an, Kostenpunkt: 30 Euro.

Schnupperstudium: www.sommeruni-rinteln.de Politik-Ferienakademie: www.vfh-online.de; www.bremerhaven-summer-school.de; www.informatica-feminale.de

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