Museumsspitze wechsel’ dich

Bisher leitete sie dort das Museum der Arbeit, jetzt wechselt Lisa Kosok an jenes für Hamburgische Geschichte. Zudem soll sie die vier kleinen kulturhistorischen Häuser der Hansestadt profilieren. Wofür sie steht, weiß so recht niemand

Für sie selbst ist es wohl vor allem ein Karrieresprung: Dem größten stadthistorischen Museum der Republik vorzustehen, das macht sich besser, als einem von der Schließung bedrohten Haus am Stadtrand. Lisa Kosok, derzeit noch Direktorin des Hamburger Museums der Arbeit, soll ab 1. Juli das ebendortige Museum für Hamburgische Geschichte leiten.

Dann wiederum riecht diese Personalie nicht zuletzt nach der ausdauernden Einfallslosigkeit des Hamburger Senats: Erst im Januar dieses Jahres war die Historikerin Kosok zur Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Historische Museen Hamburg gewählt worden. Dieser Verbund soll die vier stadthistorischen Museen vereinen und im Profil schärfen – neben den beiden genannten Häusern noch das Helms Museum im Stadtteil Harburg sowie das Altonaer Museum. Ziel der Stiftung ist es auch, dem demnächst eröffnenden „Internationalen Maritimen Museum“ des Peter Tamm etwas entgegen zu setzen.

Um die Reform hatte es Streit gegeben, schließlich war Kultursenatorin Karin von Welck dann eingeknickt: Statt eines externen Reformers schluckte sie einen aus dem Kreis der Museumsdirektoren zu kürenden – Kosok eben. Da kommt es einem fast wie ein Déjà-vu vor, jetzt abermals mit der 52-Jährigen konfrontiert zu werden, von der niemand so ganz genau weiß, wofür sie steht.

Dabei wäre es wichtig, jemanden mit klarer Vision an der Spitze des Museums für Hamburgische Geschichte zu wissen. Und sei es, damit nicht passiert, was manche Museums-Insider schon lange befürchten: dass das neuerdings auch „Hamburgmuseum“ genannte Haus Zentrale wird und die drei anderen nur mehr Filialen mit Option aufs Geschlossenwerden. Nicht heute und nicht morgen, sicher. Aber vielleicht, wenn das Geld nur noch für ein einziges Haus reichen sollte – die Versuchung jedenfalls ist da. Bei der nun anstehenden Kür eines neuen Direktors für das Museum der Arbeit ließen sich entsprechende Weichen stellen.

So könnte eine Struktur, die eigentlich zur Stärkung von Hamburgs kleinen Museen gedacht war, aufgrund ungeschickter Personalpolitik ins Gegenteil umschlagen – und gerade die ans Messer liefern, zu deren Gunsten sie dienen sollte. Wohl kein Prozedere, das Schule machen sollte.

PETRA SCHELLEN