Straftat: Berichterstattung

Moussa Kaka, 44, sitzt seit September 2007 in Niger in Haft. Dem Rundfunkjournalisten und Korrespondenten des französischen Senders RFI wird vorgeworfen, mit Rebellen telefoniert zu haben FOTO: AFP

Nigers Gefängnisse kennt Moussa Kaka gut. Als er am 19. September 2007 ins Zentralgefängnis von Nigers Hauptstadt Niamey gesteckt wurde, war es die dritte Haft für den 44-jährigen Radiojournalisten und Niger-Korrespondenten des französischen Auslandsrundfunks RFI: In den 80er-Jahren und zuletzt 2004 hatte er schon hinter Gittern gesessen. Die jüngste Verhaftung erschien wie eine Bagatelle, denn man warf ihm vor, mit Rebellen in Nigers Wüstengebieten telefoniert zu haben. Aber heute sitzt Moussa Kaka immer noch ein, unter der Anklage der „Verschwörung gegen die Staatssicherheit“, worauf lebenslange Haft steht. Der Fall des Nigrers ist weltweit zu einem Symbol für Verfolgung unabhängiger Journalisten geworden.

Niger ist ein Land im latenten Bürgerkrieg, wo immer wieder bewaffnete Rebellen des Tuareg-Nomadenvolkes in der Sahara-Wüste in den Aufstand treten. Die jüngste Revolte der MNJ (Nigrische Bewegung für Gerechtigkeit), die vor gut einem Jahr ausbrach, ist ungewöhnlich gut organisiert. Nigers Regierung unter dem gewählten Präsidenten Mamadou Tanja reagiert mit harter Hand: Der gesamte Norden ist Sperrgebiet für Journalisten. Gegenüber der taz verwickelt sich Nigers Informationsminister Mohammed Ben Omar, der kürzlich Berlin besuchte, dazu in Widersprüche: Die MNJ sei eine „terroristische Bewegung“, aber: „Diese Leute kontrollieren kein Gebiet, keinen einzigen Baum und keine Wasserquelle. Sie haben Basen in Mali und Algerien. Gehen Sie nach Niger! Sie werden sehen.“ Also darf man doch in die Kriegsregion? „Nein, das ist nicht möglich.“ Nigers Norden sei schließlich „eine bergige Wüstenregion“. Dahin könne man erst wieder, „wenn Frieden herrscht“.

Zum Fall Kaka erklärt der Minister, dieser werde nicht als Journalist festgehalten, sondern „als einfacher Bürger, der Spionage betrieben hat“. Journalistenverbände weltweit weisen darauf hin, dass diese „Spionage“ sich auf Telefonate mit MNJ-Führern beschränkt, und diese Telefonate seien auch noch illegal abgehört worden. Der Fall liegt inzwischen vor Nigers Oberstem Gericht.

Moussa Kaka ist eine Säule des unabhängigen Journalismus in Afrika. Ausgebildet in Nigers Staatsrundfunk, war er nach der Demokratisierung 1990–91 Mitgründer der unabhängigen Wochenzeitung Le Républicain. 2000 gründete er den Radiosender Saraounia. Seit 1991 arbeitet er außerdem für RFI. Weil der Sender sich für seinen inhaftierten Korrespondenten einsetzt, ist er seit Mitte März in Niger verboten. Eines hat Kaka geschafft: dass Nigers Regierung, die ihren demokratischen Status gerne betont, sich selbst diskreditiert. DOMINIC JOHNSON