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: Der Macher vom Millerntor

Die Stunde des Triumphs beging er hüpfend. Arm in Arm mit Übungsleiter André Trulsen schnellte Holger Stanislawski am Freitagabend auf dem Rasen des Millerntors wie ein Flummi auf und nieder. Minuten zuvor hatte der FC St. Pauli nach zweimaligem Rückstand Wismut Aue noch mit 4 : 2 niedergekämpft und damit den Klassenerhalt bereits am viertletzten Zweitligaspieltag endgültig gesichert. Die 22.000 Zuschauer jubelten nicht nur den Torschützen Schultz, Takyi, Rothenbach und Schnitzler, sondern vor allem dem kahl geschorenen „Stani“ zu, der als Vater des sportlichen Höhenflugs der Kicker vom Kiez gilt.

Holger Stanislawski, Flatrate-Kaffeekonsument und Kampfraucher, verkörpert den Verein mit dem kultigen Image wie kein anderer. Elf Jahre hielt er als eisenharter Verteidiger in 260 Pflichtspielen die Knochen für den Hamburger Traditionsclub hin, bevor eine Verletzung ihn 2004 zwang, die Stollenschuhe an den Nagel zu hängen.

Der gelernte Masseur schulte zum Sportmanager um, stieg zum Sportchef des FC St. Pauli auf und beerbte im November 2006 auch noch Trainer Andreas Bergmann, dessen Entlassung er zuvor betrieben hatte. Als Coach und sportlicher Leiter in Personalunion führte der heute 38-jährige Motivationskünstler, dessen „intensive Kabinenansprache“ seine Spieler loben, das Team in nur anderthalb Jahren aus den Niederungen der Regionalliga in die erste Tabellenhälfte der Zweiten Bundesliga.

Jetzt wartet auf den gebürtigen Hamburger eine echte Herausforderung: Der Mann, der sich als Teamspieler definiert, aber doch nur als „Primus inter pares“ wirklich wohl fühlt, muss Macht abgeben. Mit Helmut Schulte wurde ihm eine starke Persönlichkeit als Sportchef vor die Nase gesetzt und nicht – wie von Stanislawski gewünscht – einer, der ihm nur assistiert und lästigen Schreibkram abnimmt. Ironie der Geschichte: Als er selbst noch als sportlicher Leiter fungierte, hatte Stanislawski in zähem Ringen durchgesetzt, dass ein Sportchef am Millerntor offiziell Vorgesetzter des Trainers ist – ein Vertragspassus, auf den er heute gern verzichten würde.MARCO CARINI

Fotohinweis:HOLGER STANISLAWSKI, 38, spielte für St. Pauli zwischen 1995 und 2002 79-mal in der Bundesliga. FOTO: DPA