Streit um schulgenaue Daten

Das Magazin Focus-Schule will eine Schuldatenbank aufbauen. Die Bildungsgewerkschaft will das boykottieren

Schulleiter und Personalräte erhielten in den letzten Wochen Post vom Magazin Focus-Schule. Darin war ein Fragebogen, der Grundlage einer bundesweiten Schuldatenbank des Münchner Magazins sein soll. „Verraten Sie uns die Durchschnittsnote des Realschul-/Abiturabschlusses“, werden die Rektoren gebeten. Aber auch am Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund oder an der Frage, ob die Lebensläufe der Lehrer im Internet stehen, hat das Magazin Interesse.

Der GEW geht das zu weit. Sie rief unter anderen in ihren Landesverbänden in Schleswig-Holstein und Hamburg zum Boykott der Umfrage auf, weil zu befürchten sei, dass daraus ein bundesweites Schulranking entstünde. „Die soziale Wirklichkeit der Schulen lässt sich nicht in eine Art Bundesliga-Tabelle pressen“, kritisiert Schleswig-Holsteins-GEW-Chef Matthias Heidn. „Es sagt nichts über Qualität der Schule aus, wenn beispielsweise eine Schule im Kieler Nobelvorort Düsternbrook besser abschneidet als eine Schule im Problembezirk Kiel-Gaarden.“

Das Bildungsmagazin schaltete eine Kanzlei ein, die die GEW aufforderte, nicht weiter von einem „Ranking“ zu sprechen. „Die GEW spricht von einem Ranking, das ist falsch“, sagt Unternehmenssprecher Uwe Barfknecht. „Wir planen eine Schuldatenbank, um im Interesse der Eltern Transparenz herzustellen.“

Etwas ähnliches versucht seit Herbst auch schon Schleswig-Holstein selber. Auf der Homepage des Landes sind Schulporträts abrufbar, die schulbezogene Daten wie Unterrichtsausfall, Zahl der Gymnasialempfehlungen sowie Ergebnisse von Vergleichsarbeiten enthalten. Die GEW fordert nun SPD-Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave auf, die Daten aus dem Netz zu nehmen. KAIJA KUTTER