„Ich hab spontan zugesagt“

Keine Frage des Geldes: Warum „Stern“-Art-Director Tom Jacobi Marketingvorstand einer Immobilienfirma wird

TOM JACOBI (52), durch acht Jahre „Stern“ einer der bekanntesten Art-Direktoren Deutschlands, leitet seit 2005 auch den Ableger View.

taz: Herr Jacobi, 1977 haben Sie Ihr erstes Foto im Stern veröffentlicht. Welches Motiv?

Tom Jacobi: Das war ein Porträt des französischen Musikers Jean Michel Jarre.

31 Jahre später wechseln Sie als Marketingvorstand zum Immobilienunternehmen Engel & Völkers. Warum?

Auf einem Lebensweg kommt man nur selten an Weggabelungen, an denen man sich beruflich ganz neu orientieren kann. Dieses Angebot war wie eine offene Tür in eine andere Welt, und ich bin durchgegangen.

Wie kam man auf Sie?

Ich kenne Herrn Völkers schon lange und habe mich mit ihm immer wieder über seine Firma unterhalten. Eines Tages hat er mir dann den Job angeboten, und ich habe spontan zugesagt – auch weil sich die Aufgaben bei genauem Hinsehen nicht so sehr unterscheiden.

Ach so?

Ja, sowohl Blattmacher als auch Marketingvorstände brauchen eine Vision, müssen die Bedürfnisse ihrer Leser bzw. Kunden erkennen und sie dort abholen.

Was genau sind Ihre Aufgaben als Marketingvorstand?

Die Wahrung und Weiterentwicklung der Corporate Identity, also die Frage, wie man eine Marke weltweit begehrlich und sympathisch durchdeklinieren kann. Das geht vom Werbekugelschreiber bis zur Imagekampagne.

Welche Rolle hat Geld bei Ihrer Entscheidung gespielt?

Ich stehe nicht schlechter da als vorher.

Also besser?

Ja. Ich stehe besser da als vorher, aber, glauben Sie mir, wenn man keinen Spaß an einer Aufgabe hat, hilft Geld auch nicht weiter. Das ist dann so, als wäre man unglücklich verheiratet. Und wer will schon unglücklich verheiratet sein?! Ich nicht.

Wann geht’s los?

Ich weiß es nicht, gehe aber davon aus, dass es noch 2008 sein wird. Momentan bin ich beim Stern noch voll eingebunden und kann über Langeweile nicht klagen. Wenn man sich zu einem solchen Schritt entschieden hat, möchte man allerdings auch bald loslegen, aber zunächst muss meine Nachfolge beim Stern geregelt sein.

Was werden Sie vermissen?

Die Möglichkeit, aus dem Vollen zu schöpfen. Wir spielen hier auf ganz hohem Niveau. Wo kann man in Deutschland sonst schon mit der absoluten Champions League internationaler Fotografen zusammenarbeiten?!

Und worauf freuen Sie sich bei Ihrem neuen Arbeitgeber?

Auf die Herausforderung, bei mir und in der Firma Schubladen auszuwischen und neu zu füllen.

Für Mark Twain sind Journalisten „Leute, die ein Leben lang darüber nachdenken, welchen Beruf sie eigentlich verfehlt haben.“ Liegt es daran, dass sich Kollegen so sehr für Ihren Jobwechsel interessieren?

Glaube ich nicht. Auch in anderen Branchen wird viel übereinander geredet. Doch denen fehlt einfach das Orchester, um daraus ein Konzert zu machen.

INTERVIEW: DAVID DENK