Mehr Kommunikation wagen

Karin Luckey wird im Herbst Rektorin der Hochschule Bremen. Dort hoffen viele darauf, dass die unruhigen Zeiten damit beendet sind – und eine Kultur des Vertrauens entsteht

Von Felix Zimmermann

Kräftezehrende Zeiten hat die Hochschule Bremen hinter sich. Einerseits die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge, die zur Zeit an allen Hochschulen nagt, andererseits das mangelnde Vertrauen in den Rektor Elmar Schreiber, der seit Februar 2007 abgewählt und nur noch kommissarisch im Amt war.

Zu viel Unruhe auf Dauer, selbst für eine Einrichtung, die sich stolz „die größte Hochschule im kleinsten Bundesland“ nennt. Damit soll es nun vorbei sein, zumindest die ungeklärte Führungsfrage ist gelöst. Karin Luckey wird ab September neue Rektorin, am Montag wurde sie vom Akademischen Senat gewählt. Auf sie entfielen 12 Stimmen, auf ihren Amtsvorgänger neun. Überraschend mag das Ergebnis auf den ersten Blick sein, denn wenn der Amtsinhaber antritt, dann sollte er einen Bonus haben. Schreiber jedoch schleppte sich seit seiner Abwahl vor gut einem Jahr waidwund herum. Er war nur im Amt, weil der designierte Rektor Hans-Christoph Jahr schließlich das Amt doch nicht antreten konnte. Jahr war gewählt worden, wurde aber nicht zum Rektor ernannt, weil er bei seiner Bewerbung eine Verurteilung wegen Rechtsbeugung nicht erwähnt hatte. Der Akademische Senat wertete das als Vertrauensbruch und wollte Jahr nicht mehr.

Zwar hatte Schreiber innerhalb der Hochschule gewichtige Fürsprecher, konnte sich aber nicht durchsetzen, obwohl er gut ein Jahr für sich werben konnte. Die gewichtigen Fürsprecher – ein Lehrender der Hochschule spricht vom „Apparat“ – hätten bis zum Schluss für ihn gekämpft, „dabei hatte er nie ein eigenes Profil“. In der Abstimmung stimmten dann aber sogar fünf der elf im Akademischen Senat vertretenen Professoren und Professorinnen für Luckey.

Der Pressesprecher der Hochschule, Ulrich Berlin, vermutet, dass Schreiber immer noch angelastet wurde, bei der Neustrukturierung der Hochschule „zu forsch“ vorgegangen zu sein. Schreiber wollte aus neun Fachbereichen drei Fakultäten machen, am Ende einigte man sich auf fünf Fakultäten, aber der Rektor schien viele vergrätzt zu haben. Möglich, so Berlin, dass auch die Studentenvertreter im Akademischen Senat gegen ihn gestimmt hätten. Er hatte sich nämlich schon früh in seiner Amtszeit zu Studiengebühren bekannt. Was aus Schreiber wird, konnte Berlin gestern nicht sagen. Ihm tue der Abgang seines bisherigen Chefs leid, auch weil der sich ganz auf Bremen eingelassen und dort auch ein Haus gebaut habe.

Nun also Luckey, die schon kurz nach der Wahl freudig erwartet wird. Brigitte Ziehlke, als Lehrbeauftragte Mitglied des Akademischen Senats, bezeichnete die zukünftige Rektorin als „wunderbare Frau an der Spitze der Hochschule, die sich hervorragend präsentiert hat“. Sie freue sich auf „eine neue Kommunikationsform“ – was Rückschlüsse auf die bisherige Kommunuikationsform zulässt – und darüber, dass Luckey aus dem Bereich Sozialwissenschaften komme, „der bislang ein Stiefkind war“.

Luckey, die an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven in Emden den Fachbereich Sozialwesen leitet und Sozialmangement lehrt, lebt seit zehn Jahren in Bremen-Nord. An der Hochschule will sie unter anderem dafür sorgen, dass nach der Umstellung der Studiengänge und der Neustrukturierung der Fakultäten „gute Arbeits- und Studienbedingungen geschaffen werden“. Sie will die Hochschule als Bildungseinrichtung stärken, die nicht nur fachspezifische Kompetenz im Blick hat, sondern auch Werte wie Nachhaltigkeit und den Umgang mit Mitarbeitern. Und wenn sie hält, was sie verspricht, wird an der Hochschule demnächst ein Klima herrschen, das viele bisher vermisst haben: Sie wolle darauf achten, dass nichts von oben verordnet wird. Die Beteiligung aller Hochschulmitglieder, eine Kultur des Vertrauens solle im Vordergrund stehen.