heute in bremen
: „Wunderbar poetische Sachen“

Lesung zum Tag der Bücherverbrennung vor 75 Jahren in Bremerhaven

taz: Herr Kemner, Sie lesen „Texte aus dem Feuer“ – also aus den Werken jener Schriftsteller, deren Bücher die Nazis verbrannten. Als Tag der Bücherverbrennung ist der 10. Mai 1933 in die Geschichte eingegangen. Warum lesen Sie schon heute?

Martin Kemner, Schauspieler: Weil die Bücher hier früher als anderswo brannten. Bremerhaven hatte eine unrühmliche Vorreiterrolle.

Unter den Verfemten waren Stefan Zweig, Kurt Tucholsky und Anna Seghers. Der Journalist Volker Weidermann hat in einem Buch auch auf die heute Unbekannten aufmerksam gemacht. Lesen Sie auch aus deren Werken?

Ja. Wir werden nicht nur Bekanntes hören. Wer kennt etwa heute noch Gertrud Kolmar? Sie hat wunderbar poetische Sachen geschrieben, die wir ins Programm genommen haben. Oder einen Text von Theodor Heuss über Friedrich Ebert. Das sind so Entdeckungen, die uns auch überrascht haben.

Die Lesung findet im Amtsgericht statt. Warum dort?

Veranstalter ist „Art-gerecht e. V.“, ein neuer Verein aus Künstlern und Juristen, die Justiz und Menschen miteinander in Kontakt bringen wollen. Wir sind Teil der Reihe „Randgestalten“ – das passt, denn die Autoren damals wurden massiv an den Rand gedrängt.

Wer zur Lesung kommt, soll Bücher mitbringen. Was haben Sie damit vor?

Wir bitten um Buchspenden, die wir dem Verein „Rückenwind für Leher Kinder“ und der Bücherei der JVA Bremerhaven übergeben wollen. Fragen: Fez

Amtsgericht Bremerhaven, 19.30 Uhr