Schwarz-Grün
: Das Experiment kann beginnen

Sie haben es tatsächlich getan. Das Bündnis, das vor der Wahl die Grünen nicht wollten und die CDU nur als drittbeste Option, ist Wirklichkeit. Großbürger und Frauenbewegte, Pfeffersäcke und Imperialismuskritiker, Standortprediger und Ökofreaks, Rechtskonservative und Linksradikale – nach zweieinhalb Jahrzehnte langem Marsch sind sie gemeinsam auf der Regierungsbank angekommen.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Es ist ein Paradigmenwechsel, der hier vollzogen wird, es ist der Versuch, Lagergrenzen zu überwinden und Scheuklappen abzulegen. Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Wenn es möglich sein sollte, dass in einer Landeskoalition eine modern-konservative und eine sich immer noch als fortschrittlich begreifende Partei konstruktiv zusammenarbeiten, wenn sie Ökologie und Ökonomie vereinbaren sowie die Fragen von sozialer, Bildungs- und Generationengerechtigkeit zu Gunsten der gesellschaftlich Schwächeren beantworten können – dann könnte dieser Versuch gelingen.

Keineswegs sprudelt gerade der grüne Partner über vor Euphorie, die Skepsis ist spürbar. Letztlich gibt es diese Koalition, weil Rot-Grün nicht mehrheitsfähig war, Rot-Grün-Rot zurzeit nur eine fixe Idee ist und eine große Koalition niemanden begeistert. Schwarz-Grün ist etwas Neues. Ob es auch sinnvoll sein kann, muss die Praxis zeigen.