Solarkraftwerk statt Flughafen

Der Flughafen auf Sylt soll geschlossen, die Flächennutzung begrenzt und eine Inselschnellbahn eingerichtet werden, fordert die Naturschutzgemeinschaft Sylt. Mit den Ideen wollen sie eine Diskussion über die Zukunft der Insel anstoßen

Nordsee-Mallorca oder Öko-Eiland – die Naturschutzgemeinschaft Sylt (NSG) sieht die Nordsee-Insel vor einer Grundsatzentscheidung. Zur Zeit führe der Autoverkehr regelmäßig zu einem Verkehrschaos, der stetig wachsende Flughafen erhöhe den Lärm und immer neue Hotelanlagen würden an den Siedlungsrändern gebaut, sagen die Naturschützer. Deshalb stellte sie jetzt eine Denkschrift vor, die Ideen und Argumente für einen besseren Erhalt der Umwelt liefert.

Die Lösungsideen der NSG, Zentrum der Sylter Umweltbewegung, sind radikal: Der subventionierte Flughafen soll geschlossen und die Fläche renaturiert werden. Die Landebahnen könnten mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden und so Öko-Strom für die Insel erzeugen – ein Schritt zu der ebenfalls angestrebten hundertprozentigen Versorgung aus regenerativen Energien. Außerdem sollten nur Veranstaltungen und Sportarten am Strand zugelassen werden, die keinen Schaden an der Natur anrichten. Ein weiteres Ziel: die vollständige regionale Vermarktung der Produkte der Insel-Landwirtschaft. Die Veröffentlichung fiel in den schleswig-holsteinischen Kommunalwahlkampf. „Wir wollten vor allem zeigen, dass Naturschützer nicht nur gegen etwas sind, sondern auch für etwas“, sagt Roland Klockenhoff von der NSG.

Um dem Verkehrschaos auf Sylt zu begegnen, plädieren die Naturschützer für eine Inselschnellbahn und eine besser Anbindung ans Schienennetz, also einen Ausbau der Bahnstrecke nach Hamburg. Um Staus auf der Insel zu vermeiden, solle auf den Gleisen der alten Inselbahn eine S-Bahn entstehen. Einen weiteren Ausbau des Straßennetzes lehnen sie ab, sie fordern stattdessen einen Rückbau. Sie appellieren an die Gemeinden, sich strikt an die Siedlungsgrenzen zu halten und keinen weiteren Flächenverbrauch zuzulassen. „Natürlich könnten wir so werden wie Mallorca: Mit Flughafen und unzähligen Hotels, 30 Kilometer unbebaute Küste haben wir noch“, sagt Klockenhoff. „Wir wollen, dass die Insulaner darüber diskutieren, wo sie Sylt in der Zukunft sehen.“

Die radikalen Forderungen der Naturschützer finden beim Geschäftsführer von Sylt Marketing, Moritz Luft eine sehr entspannte Antwort: „Ich finde die Forderungen aus der Sicht der Naturschützer sehr verständlich. Doch der Flughafen zum Beispiel ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit.“ Außerdem hätten die Sylter ein Busnetz, das in jede Ecke der Insel fahre. „Nur die Nutzung ist noch nicht optimal“, sagt Luft. Die Debatte über die Vereinbarkeit von Tourismus mit insularer Tradition und Natur laufe schon länger und sei sehr wichtig – auch als Entscheidungsgrundlage für die Politik.DANIEL KUMMETZ