berliner szenen Bluddy Baasterd!

Englisch aufm Ku’damm

In den Morgenstunden am Kurfürstendamm, an der Haltestelle Adenauerplatz. Drei alkoholisierte Männer stehen kurz vor der Treppe, die zur U-Bahn führt. Immer wieder wanken sie ein paar Schritte vor in Richtung Treppe, dann wieder zurück, so als hätten sie noch nicht entschieden, ob sie die Treppe runtergehen sollten oder nicht.

Sie reden laut durcheinander. Zwei von ihnen sprechen Englisch, mit einem Akzent, wie er in Manchester gesprochen wird. Der Wind trägt Wortfetzen wie „fukkin shite“ über die Straße. Der Dritte spricht ein deutlich schlechteres Englisch, er sagt „s“ anstatt „th“, manchmal sogar umgekehrt. Immer wieder setzt er an, wird aber, kaum, dass er ein paar Worte gesagt hat, von einem der beiden anderen unterbrochen. „Sis ith not …“ Die beiden anderen fahren dazwischen. „Shutt the fukk up! Your English is worse than your motha in bed!“ Dann Gelächter.

Der Dritte sieht aus, als würde er jeden Moment ausrasten und die beiden anderen die Treppe runterstoßen. Aber ständiges Auf-die-Schulter-klopfen scheint ihn darin zu bestärken, dass seine Begleiter es nicht so ernst meinen, wie sie sagen. Das Wortgeplänkel geht einige Minuten so, dann fängt es leicht zu nieseln an, aber darum kümmert sich keiner der drei. „Ich hab echt keine Lust mehr auf das blöde Englisch“, sagt der mit dem schlechten Englisch plötzlich, und die beiden anderen halten unvermittelt inne. Es ist ungewöhnlich still auf dem Ku’damm.

Dann ist die Stille vorüber. „Ure not ’ere to talk German, bluddy baasterd. This is about fukkin English, man!“ Der Angesprochene sieht in den Morgenhimmel, aus dem es ihm entgegenregnet. Dann geht er, ohne etwas zu sagen, die Treppe zur U-Bahn hinunter. MARTIN SPIESS