Rothenburgsort bangt um Hafendenkmal

Am Moorfleeter Deich steht die letzte Wassertreppe ihrer Art. Die soll nun abgebaut und eingelagert werden, bis sie anderswo gebraucht wird. Der Denkmalverein rügt die Zerstörung des Ensembles vor Ort

Rothenburgsort droht ein Industriedenkmal zu verlieren. Am 27. Mai will die Hafenbehörde (HPA) die Wassertreppe 51 am Moorfleeter Deich gegenüber der Elbinsel Kaltehofe abbauen. Die Wassertreppe verband bis zu ihrer Sperrung wegen Baufälligkeit drei Hausbootliegeplätze in der Billwerder Bucht mit dem Land. Schon jetzt müssen deren Bewohner mit ihren Beibooten ans Ufer schippern.

„Ein einzigartiges Zeugnis der Hafengeschichte wird an seinem historischen Ort vernichtet, um – befreit von jeglichem Kontext – als schmückendes Element in der Hafencity wieder aufzutauchen“, ärgert sich Ingo Böttcher von der Stadtteilinitiative Hamburgs Wilder Osten (HWO). Der Hinweis auf die Hafencity ist reine Spekulation, bringt aber aus Sicht Böttchers das Prinzip auf den Punkt: „Die Peripherie versorgt die Zentren.“

Die Wassertreppe ist die letzte ihrer Art im Hafen und gilt aus Sicht des Denkmalschutzes als erhaltenswert. Von der Konstruktion mit Pfeilern und Treppe sollen nur die beiden Bogenbrücken eingelagert werden, bis sie anderswo verbaut werden können. Die beiden Bögen aus dem Jahr 1913 sind das älteste Element der Konstruktion.

Sie vor Ort zu erhalten wäre, wie die HPA bestätigt, nur unwesentlich teurer, als sie abzubauen und zu sanieren: 80.000 Euro kostet der Abbau, 500.000 Euro das Einlagern und Sanieren der Bögen. 600.000 Euro wären nötig, um die ganze Wassertreppe vor Ort zu erhalten. Böttcher vermag deshalb nicht einzusehen, weshalb die Wassertreppe abgerissen werden sollte.

„Nur an diesem Standort am Moorfleeter Deich hat die Konstruktion, historisch gesehen, Sinn“, sekundiert Helmuth Barth vom Verein Freunde der Denkmalpflege. Nach Auffassung des Vereins könnte die Wassertreppe eine touristische Attraktion sein – zumal es Pläne gibt, das märchenhaft anmutende Gelände des ehemaligen Wasserwerks Kaltehofe für Besucher zu öffnen.

Die HPA denkt anders: Ein Liegeplatz an dieser Stelle werde nicht gebraucht. „Nur wenige hundert Meter entfernt gibt es neue Liegeplätze“, sagt die HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder. Es sei nicht zu verantworten, 600.000 Euro für Brücken auszugeben, die keiner brauche. Nicht einmal ein Neubau der Wassertreppe für 100.000 Euro lasse sich durch die Liegegebühren für die drei Hausboote refinanzieren. GERNOT KNÖDLER

Hamburgs Wilder Osten hat den Kampf um die Wassertreppe noch nicht aufgegeben. Die Initiative lädt am Sonntag, dem 18. Mai, zwischen elf und 15 Uhr am Moorfleeter Deich 43 zum demonstrativen Wassertreppe-Gucken ein.