Alles so schön ernst hier

„Copacabana“ (ARD, 20.15 Uhr) hätte das Zeug zur großen Komödie gehabt, bremst sich aber selbst aus

Was für eine Besetzung: Da marschiert für einen kleinen Fernsehfilm ein All-Star-Cast von Bruno Ganz über Nicole Heesters bis zu Christiane Paul, Wotan Wilke Möhrig und dem mittlerweile anscheinend unverzichtbaren Devid Striesow auf. Es gibt Dialoge, die zumindest entfernt – und auch das reicht im deutschen Fernsehen ja schon für Glücksgefühle – an US-Screwball-Ware oder britisch-bösen Humor erinnern. Und dann wird alles versenkt in deutscher Ernsthaftigkeit, weil es Komödie hierzulande wohl immer noch nur auf zwei Arten geben darf: als Schenkelklopfer-Spaß, Marke „Bully“ Herbig – oder mit der fragwürdigen Silbe Tragi- davor.

35 Jahre sind Herbert (B. Ganz) und Maria (N. Heesters) nun verheiratet – zu lange, weiß der Zuschauer gleich in der ersten Szene, obwohl er sie wirklich liebt. Und damit auch alles schiefgeht, kommt zum Fest die Brut mit all ihren Problemen und Kindeskindern. Einzig weise in diesem gutbürgerlichen Irrenhaus ist die Uroma (Erni Mangold), Marias Mutter, die Enkelin Angelika (C. Paul) mit den unnachahmlichen Worten begrüßt: „Wo hast du deinen Mann gelassen?“ Antwort: „Beim übrigen Gepäck“.

Denn bei Angelika und Männe Harald (W.W. Möhring) kriselt’s gewaltig, dafür fehlt Brüderlein Mark (D. Striesow) immer noch der Studienabschluss als Architekt, was Papa Herbert frustriert, der nach verheimlichtem Schlaganfall im eigenen Baubüro kürzer treten muss. Laura (Nina Blum) hat als jüngste Tochter die Pflicht, mal wieder einen nicht standesgemäßen Lover anzuschleppen. Was Jubilarin Maria schon gar nicht aus der Ruhe bringt. Schließlich ist sie damit beschäftigt, endlich mal zu klären, ob der 35. Hochzeitstag nicht ein ganz passabler Termin wäre, um mit dem netten Arzt Gregor (Friedrich von Thun) einen neuen Anfang zu wagen.

Was also ganz im Sinne eines Eric-Malpass-Romans weder morgens um sieben noch beim süßen Mondlicht so ganz in Ordnung ist, hätte das Zeug zu einem wirklich lustigen, schönen, liebenswerten, vielleicht auch noch lehrreichen Film gehabt.

Hat es auch, stellenweise. Dann blitzt etwas davon in den teils brillanten Dialogen auf. Oder wenn sich Uroma zum iPod auf der Terrasse wiegt, immer auf der Suche nach der Melodie, zu der sie mit ihrem lang verstorbenen Mann ein letztes Mal tanzte. (Erraten: „Copacabana“).

Doch der Film (Buch: Stefan Rogall) bleibt deutsch – also schrecklich bemüht, nimmt sich ernst, wo es nicht passt. Und entzieht sich so immer wieder das Zeug zur Komödie. Zum bitterbösen Familiendrama à la „Das Fest“ kann sich Regisseur Xaver Schwarzenberger aber auch nicht durchringen. So ist am Ende die Uroma tot, und allen anderen bleibt nur ein Weg: der zum Paartherapeuten. STG