Ein Anschlusstreffer für Hillary Clinton

Ihr haushoher Sieg in West Virginia ändert aber nichts an Obamas uneinholbarem Vorsprung. Es steht jetzt 1883:1717

WASHINGTON taz ■ Es war eine Wahlnacht, wie sie sich Hillary Clinton nur wünschen kann: haushoher Sieg für die Senatorin. Eine Fernsehansprache zur Prime Time. Und Barack Obama nirgendwo in Sicht. Die Demokraten West Virginias bescherten Hillary Clinton in der Nacht zum Mittwoch vielleicht den deutlichsten Sieg des gesamten Vorwahlrennens um die Nominierung ihrer Partei. Mit 67 Prozent der Stimmen konnte sie Barack Obama, der lediglich auf 26 Prozent kam, weit hinter sich lassen.

Doch der Sieg kommt zu spät, und West Virginia bescherte Clinton bisher 16 Delegierte gegen 7 für Obama. Letzterer hat jetzt 1.883 Delegierte einschließlich Superdelegierte, Clinton 1.717. Die absolute Mehrheit beträgt 2.025. Bis zum 3. Juni stehen noch fünf Vorwahlen an. „Ich bin entschlossener denn je, diese Kampagne fortzusetzen“, sagte Clinton dennoch vor ihren Anhängern. „Dieses Rennen ist noch nicht vorbei.“ Clinton betonte, dass West Virginia ein Wechselwählerstaat sei. „Ich gewinne in den Wechselwählerstaaten. Ich kann die Nominierung gewinnen, und ich kann die Partei zum Sieg führen.“

In West Virginia, einem Staat mit hoher Arbeitslosigkeit und schwindenden Industriearbeitsplätzen, gingen vor allem Weiße, Senioren und Arbeiter mit niedrigem Einkommen und Bildungsniveau zur Wahl – Clintons Stammklientel. Damit wiederholte sich für sie das Abstimmungsmuster der „Rostgürtelstaaten“ Ohio und Pennsylvania. Barack Obama, der am Dienstagabend auf eine Fernsehansprache verzichtete, konzentrierte sich unterdessen auf den republikanischen Gegenspieler John McCain. Er war schon vor der Auszählung bereits aus West Virginia weiter nach Missouri gereist. Zuvor hatte sich der schwarze Senator noch die Stimmen von drei weiteren Superdelegierten gesichert, darunter die des ebenfalls schwarzen Bürgermeisters von New Orleans, Ray Nagin. Damit kommt Obama inzwischen auf 285 Superdelegierte, Clinton auf 271.

ADRIENNE WOLTERSDORF