Wegweisende Bahnverstaatlichung

betr.: „SPD kapituliert bei Bahn-Privatisierung“, taz vom 30. 4. 08

Im Jahr 1993 war die neuseeländische Bahn für 400 Millionen NZ-Dollar an private Investoren verkauft worden. Seinerzeit war diese Entscheidung vor dem Hintergrund der Globalisierung von den neoliberalen Politikern weltweit als vorausschauende und zukunftsweisende Entscheidung gewürdigt worden.

Fünfzehn Jahre später sieht die Bilanz in Neuseeland ganz anders aus: massiver Arbeitsplatzabbau, statt geplanter Neuinvestitionen wurden Strecken stillgelegt. Ähnlich wie später in Großbritannien hat die Privatisierung der Bahn zu maroden Schienennetzen, Preiserhöhungen und steigenden Unfallzahlen geführt. Nun entscheidet sich die neuseeländische Regierung nach diesen enttäuschenden Erfahrungen zum 1. Juli 2008, die Bahn für 665 Millionen NZ-Dollar wieder zurückzukaufen.

Was passiert zeitgleich in Deutschland? Immer noch gilt die Privatisierungsentscheidung von Neuseeland aus dem Jahr 1993 als „wegweisend im Zeitalter der Globalisierung“. Alle entscheidenden politischen Parteien lassen sich von Hartmut Mehdorn und privatwirtschaftlichen Interessenten am Nasenring führen. Ignoriert werden alle Defizite, die – als notwendige Reformen zur „Vorbereitung der Privatisierung“ angepriesen – auch für die deutschen Bahnkunden schon ständige Preiserhöhungen, Verspätungen und Streckenausdünnungen mit sich brachten. KURT LENNARTZ, Aachen