Ab Sommer keine Hauptschule mehr

Schwarz-Grün in Hamburg schafft zum neuen Schuljahr die isolierten Hauptschulklassen ab. Statt dessen gibt es zunächst Integrierte Haupt- und Realschulen, und ab 2010 Stadtteilschulen, an denen auch das Abitur möglich ist

Als erste Amtshandlung wird Hamburgs neue grüne Schulsenatorin Christa Goetsch die isolierten Hauptschulklassen abschaffen, wie es im Koalitionsvertrag mit der CDU vereinbart wurde. Konkret heißt das, dass die 2.437 Kinder, die gegenwärtig die 6. Klasse der Beobachtungsstufe einer Haupt- und Realschule (HR) besuchen, in der neuen 7. Klasse nicht nochmals in H- und R-Kinder aufgeteilt, sondern gemeinsam unterrichtet werden.

„Die Hauptschulen wurden zuletzt so klein, dass dort kein lernförderliches Umfeld mehr entstand“, begründet Goetsch den Schritt. Ihr Anteil an der Schülerschaft war in Hamburg seit Jahren rapide gesunken, nur noch etwa 1.000 von rund 14.000 Siebtklässlern ( 7,4 Prozent) besuchen eine staatliche Hauptschule.

Daneben gibt es in Hamburg seit Anfang der 90er Jahre Integrierte Haupt- und Realschulen (IHR), in denen die Kinder gemeinsam bis zur 10. Klasse lernen, und in denen die schwächeren besser gefördert werden und nicht das so genannte „Hauptschulsyndrom“ entsteht, wie eine Evaluation aus dem Jahr 2001 herausfand. Insgesamt arbeiten 16 von 68 staatlichen und privaten HR-Schulen nach dem integrierten Modell, dessen Lehrpläne jetzt von den übrigen übernommen werden.

Mit Protesten der Realschulklientel, wie sie in Schleswig-Holstein bei der Planung der dortigen Regionalschulen aufkamen, ist in Hamburg kaum zu rechnen. Anders als auf dem Land ist es in der Großstadt lange Tradition, dass Haupt- und Realschüler in einer Schule lernen und auch ein gemeinsames Wahlpflichtangebot nutzen. Hinzu kommt, dass die Schullandschaft ohnehin im Umbruch ist und alle HR-Schulen sich seit einiger Zeit darauf einstellen, Stadtteilschule nach dem Prinzip der Gemeinschaftsschule zu werden. Da diese alle Bildungsabschlüsse einschließlich Abitur nach 13 Jahren anbieten wird, gibt es keinen Grund für Abstiegsängste.

Eigentlich sollte die Stadtteilschule schon 2009 starten, doch schwarz-grün verschiebt dies um ein Jahr auf 2010, weil dann die neu verabredete sechsjährige Grundschule startet. Nach den Sommerferien soll es „regionale Bildungskonferenzen“ geben, auf denen über alle Schulen gesprochen wird.

Dass es mit der Auflösung der reinen Hauptschule nicht getan ist, zeigt übrigens das Beispiel Bremen. Dort legte die CDU-SPD-Regierung 2004 die Haupt- und Realschulen zu „Sekundarschulen“ zusammen, die im Unterschied zur Hamburger Stadtteilschule nicht zum Abitur führen, was zur Folge hatte, dass leistungsstärkere Schüler lieber aufs Gymnasium gingen.

„Die Sekundarschule hat die Tendenz zur Restschule“, sagt Karla Götz von der Bremer Schulbehörde. „Noch vor zwei Jahren gingen 24 Prozent der Kinder nach der 4. Klasse dort hin, heute sind es nur noch 14 Prozent“. Um die Entmischung zu stoppen und „mehr gemeinsames Lernen zu ermöglichen“, arbeite Bremens Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) an einem „völlig neuen Schulsystem“, das im Herbst in die Bürgerschaft eingebracht werde. KAIJA KUTTER