urdrüs wahre kolumne: Institutionalisierte Plötheit
Um use ole Moderspaak in Ährn to hollen, strebt die Bremer CDU jetzt eine jährliche Bürgerschaftsdebatte op Platt an, doch damit dieses Projekt auch nur vom sprachkundlichen Potenzial her eine kleine Aussicht auf Erfolg hat, sollte die Christdemokratie sich ihrer langjährigen Mitgliedschaft in der Nationalen Front der DDR erinnern und diese soweit ausdehnen, dass auch der wunderbare und allerbestens plattdeutsch sprechende und schreibende vorbildliche Anarcho-Kommunist und Querulant, der langjährige taz bremen-Mitarbeiter Berni Kelb seinen Platz darin findet. Dann könnte die Bürgerschaft zum Tribunal für die Sprache von Fritz Reuter, Ina Müller und Heidi Kabel werden – selbst wenn Berni das mit der Heidi wohl schon wieder prinzipienfest ablehnen würde.
Grimmig nehme ich dieser Tage zur Kenntnis, welch schnuckelig Weib sich Altkanzler Kohl an das Gebirge seines alten, aber keineswegs welken Leibes gelagert hat. Verbittert frage ich mich, warum ich nunmehr mitsamt meiner Nachkommenschaft schon seit Monaten auf jede Gemeinsamkeit mit der Frau und Mutter derselben verzichten muss, wegen eines Falls von Liebesrausch aus dem Internet-Chat. Vielleicht wusste die Gute von Helmut gar nicht, dass deshalb selbst ich wieder zu haben gewesen wäre: viel Bauch und keinen Sex hätte ich doch auch bieten können und dazu einige Jahrzehnte mehr bewusst gelebtes Leben. Damit das nicht bei anderen Aspirantinnen noch mal passiert, hier meine Anschrift: Ulrichreineking@aol.com (sie sollte schon linksrotierende Nichtraucherin sein).
Wie politisch das Private immer wieder ist, belegt in Hamburg derzeit die Tatsache, dass am Donnerstag für den neuen Tunnel der U-Bahnlinie 4 die Frau von Finanzsenator Michael Freytag als „Taufpatin des Bohrers“ fungieren durfte. Dabei heißt sie gar nicht Barbara wie die Schutzpatronin der Bergleute und auch nicht Vera, wie die Bohrerin jetzt gerufen wird, sondern Inga. Man wird sich daran erinnern müssen – wenn das Schicksal den Tunnel dereinst fluten wird.
In Hamburg, wo man ja eigentlich Tschü-hüss sagt, rufen „unsere umtriebigen Freunde aus dem Yeahboy Department Store“ heute wieder zur Late Night Shopping Tour und haben dazu auch noch einige selbstausbeuterische FreundInnen in randständigen Lifestyle-Buden wie Pussy Deluxe, Sneakology und Maegde und Knechte gefunden, sich dem einschlägigen Kaufrauschpöbel mit allerhand special surprise bis in die Nacht hinein zu widmen. Zum Glück bleiben in diesem Marktsegment Verkaufssklave und Fashion Addict mit längst gesperrter Kreditlinie weithin unter sich. Also eher eine Darbietung, die unser Mitgefühl wecken sollte.
Wie der Friesenlümmel Garrelt Duin es geschafft hat, Swantje Hartmann aus Delmenhorst als den sozialdemokratischen Shootingstar in der Region Weser-Ems wegen einem bisschen Ärger mit der Schufa aus dem Spiel zu kicken, das belegt in seiner ganzen erbärmlichen Niedertracht, dass in der Niedersachsen-SPD die institutionalisierte Plötheit inzwischen noch größer ist als die kreatürliche Machtgier. So etwas nennt man eigentlich eine Leiche, die eben nicht nur nach Peterchen „Marco“ Struck und Jüttners Achselhöhle riecht. ULRICH „Mühsam“ REINEKING
ULRICH REINEKING, unregelmäßiger E-Mail-Nutzer, möchte nicht mit einem verzweifelten Mann verwechselt werden.
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