Viel Arbeit für die deutschen Werften

Aber die Gewinne sind wegen des schwachen Dollars gering. Den vierten Platz im Weltmaßstab konnten die Werften 2007 trotzdem behaupten. 1.000 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen. Jetzt mangelt es an Ingenieuren

Die deutschen Werften spüren kräftigen Rückenwind von den internationalen Märkten und bauen ihr Auftragspolster weiter aus. Auch im ersten Quartal diesen Jahres hätten die Schiffbauer mehr neue Aufträge in ihre Bücher genommen als Schiffe abgeliefert, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) am Montag in Hamburg mit.

Damit seien die Werften, die fast ausschließlich in Norddeutschland liegen, rechnerisch für die nächsten dreieinhalb Jahre ausgelastet. „Die Befürchtung, dass der Abschwung kommt, ist bislang nicht eingetreten“, sagte VSM-Hauptgeschäftsführer Werner Lundt. „Wir sehen weiterhin optimistisch in die Zukunft.“

Die Ertragslage der Branche sei allerdings nach wie vor nicht zufriedenstellend. „Die Preise für Stahl, Materialien, Komponenten, Energie sowie die Löhne und Gehälter steigen schneller als die Preise für Schiffe“, sagte Lundt. Zudem belaste der schwache Dollar die exportierenden Werften. Gemessen in Euro seien die Preise zum Beispiel für Containerschiffe sogar rückläufig. Nur durch Innovationen und eine höhere Produktivität sei es gelungen, die Ertragslage zu stabilisieren.

Die 53 größeren deutschen Werften erreichten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro und blieben damit unter dem Vorjahreswert von 5,8 Milliarden Euro. Die Umsätze schwanken aber von Jahr zu Jahr mit der Zahl der Ablieferungen. Mehr als die Hälfte des Geschäfts entfällt auf Handels- und Passagierschiffe, ein weiteres Viertel auf Marineschiffe. Insgesamt lieferten die Werften 74 zivile Schiffe im Wert von 3,1 Milliarden Euro ab und bekamen Aufträge für 70 neue Schiffe im Wert von 4,9 Milliarden Euro.

Im weltweiten Maßstab ist Deutschland gemessen an den Ablieferungen auf Rang vier der Schiffbaunationen, kommt aber nur auf einen Marktanteil von 3,3 Prozent. Die drei führenden Schiffbauländer Korea, Japan und China vereinigen rund 80 Prozent des Weltmarktes auf sich. „Wir können nur durch Innovationen überleben“, sagte Lundt. Deutsche Werften hätten bei hochkomplexen Schiffen einen technologischen Vorsprung vor ihren asiatischen Konkurrenten.

Die positive Entwicklung der Schiffbauindustrie macht sich auch bei der Beschäftigung bemerkbar – im vergangenen Jahr stockten die Betriebe ihre Belegschaften um rund 1.000 Mitarbeiter auf. Direkt arbeiten nun rund 22 300 Beschäftigte auf den Werften; mit Subunternehmern und Zulieferern kommt die Branche auf mehr als 100.000 Arbeitsplätze. Es werde allerdings immer schwerer, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Akut beklagt die Branche das Fehlen von mehreren tausend Ingenieuren. DPA