Kriegstraumata wirken bis heute

LEIPZIG dpa ■ Viele ältere Deutsche haben ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg auch sechs Jahrzehnte später noch nicht verarbeitet. Das fanden Psychologen der Unis Leipzig und Zürich in der ersten bundesweiten Studie zum Posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) heraus. Demnach leiden rund 3,4 Prozent der 2.426 befragten 60- bis 93-Jährigen am PTBS in Form von Schlaf- und Erinnerungsstörungen, Albträumen und Depressionen. „Diese Zahlen sind international eine Novität“, sagte Andreas Maercker von der Uni Zürich. Fast alle Befragten mit PTBS gaben traumatische Kriegserlebnisse an wie Ausbombung, Vertreibung oder Kriegseinsätze. Die Ergebnisse hätten für die medizinische und psychotherapeutische Versorgung Älterer eine große Bedeutung, betonte Maercker. „Bisher wird oft fehldiagnostiziert.“ Mit der Studie wollen sie Ärzte und Pflegekräfte sensibilisieren, dass Krankheiten mit Kriegserlebnissen zu tun haben können. Bislang wurde das Geschehen im Zweiten Weltkrieg tabuisiert, so Brähler. „Es ist eine vergessene Generation.“