Hinweise auf geplante Zwangsheirat

Ehrenmord: Polizei ermittelt im Umfeld der Familie. Die Teenagerin Morsal O. wird morgen beigesetzt

Bei den Ermittlungen zu dem Ehrenmord an der 16-jährigen Deutsch-Afghanin Morsal O. tritt die Polizei auf der Stelle. „Wir konnten den Beschuldigten heute noch nicht vernehmen“, sagt der oberste Polizeisprecher Ralf Meyer am Dienstag. „Wir gehen zurzeit noch Hinweisen im Umfeld nach.“

Die Kernfrage ist, ob womöglich Familienmitglieder in den Messermord involviert sind. Morsals Bruder Ahmad hatte die Teenagerin am Donnerstagabend mit mehr als 20 Messerstichen getötet, da ihm ihr westlicher Lebensstil, den er selbst genoss, missfallen hatte. Inzwischen gibt es offenbar doch Fakten, die auf eine geplante Zwangsheirat deuten. Entsprechende Informationen der taz hamburg hatte die Polizei am Montag noch heftig bestritten.

Morsal habe im April 2008 berichtet, dass so etwas geplant gewesen sei, sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin. „Sie sagte, es sei eine Ehe mit einem Mann geplant, der nicht von ihr, sondern von ihrer Familie ausgesucht wurde.“ Dies sei im Winter 2007 geschehen. Morsal sei damals für mehrere Monate nach Afghanistan gereist. Schöpflin: „Als sie wieder hier war, soll sie sich im Sinne des Clans verhalten, das Kopftuch getragen haben und nicht ausgegangen sein.“ Sie sei auch wieder zur Schule gegangen, die sie ein Jahr zuvor verlassen hatte.

Medienberichten zufolge soll eine Freundin des Mädchens gegenüber einem afghanischen Fernsehjournalisten gesagt haben, der Bruder habe Morsal töten müssen, um wegen der nicht zustande gekommenen Heirat die Ehre der Familie zu retten. Die Beerdigung Morsals ist für Donnerstag geplant.

Nach Auskunft des Bezirksamtes Mitte sollte Morsal in einem Jugendheim außerhalb Hamburgs untergebracht werden, wo sie auch zur Schule gehen sollte und einen Praktikumsplatz gefunden hatte. „Wir waren kurz davor, eine Lösung zu finden, dann haben sich die Ereignisse überschlagen“, sagt Sprecherin Sorina Weiland. KAJ/KVA