Überstunden-Streit geregelt, Lehrermangel kommt

Niedersachsens Kabinett befriedet Pädagogen mit neuer Arbeitszeitkonten-Regelung. Schon droht neues Ungemach

Der Streit um die Überstunden ist ausgestanden, doch schon kündigen sich für Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) neue dunkle Wolken am Schulhimmel an: GEW-Landeschef Eberhard Brandt denkt an ein breites Bündnis von Lehrerverbänden, wenn er die Ministerin dazu bewegen will, für mehr Stellen und eine bessere Unterrichtsversorgung zu sorgen. Eventuell wird die GEW erneut mit anderen Lehrerverbänden zusammenarbeiten. Eine gemeinsame Demonstration von 11.000 Lehrern in Hannover hatte bereits dazu geführt, dass die Landesregierung ihrer Arbeitszeitkonten-Regelung umkrempeln musste.

„Wir sind zufrieden“, sagt Brandt, nachdem das Kabinett am Dienstag beschlossen hat, dass die Lehrer ab dem kommenden Schuljahr mit dem Abbau von Überstunden beginnen dürfen. Bis dato sollten sie erst vor ihrer Pensionierung Überstunden abbauen dürfen – ein Bruch einer Vereinbarung aus dem Jahr 1998. Wenn die Lehrer nun, wie von Heister-Neumann gewünscht, erst ab dem Schuljahr 2012/ 13 abbummeln, bekommen sie zehn Prozent Zinsen. Bis zu 500 Anträge auf sofortigen Abbau der Überstunden gibt es schon.

Auch der Ministerin ist klar, dass es vor allem an Gymnasien zu Engpässen in der Unterrichtsversorgung kommen könnte. „Im Moment stehen wir noch stark unter Druck“, sagte Heister-Neumann. Gleichzeitig kündigte sie an, dass noch im Herbst 250 neue Lehrerstellen geschaffen werden sollen, die die Lücken auffüllen, die durch das Abbummeln entstehen. Das ist nicht nur aus Sicht der GEW, sondern auch der Grüne und der Linken viel zu wenig. Die SPD klagte, die schriftlichen Anträge bedeuteten „unnötige Bürokratie“.

Heister-Neumann versicherte, ihre Experten arbeiteten an einem „Bündel von Gegenmaßnahmen“, um dem Lehrermangel zu begegnen. Sie will vor allem in den Mangelfächern Mathematik und Physik die Schulen für Quereinsteiger öffnen. Pastoren könnten künftig Latein unterrichten, Pensionäre sollten verstärkt reaktiviert werden.

Das reicht GEW-Chef Brandt nicht: „Die Landesregierung muss noch vor der Sommerpause einen vernünftigen Plan vorlegen“, sagt er. KSC