„Waterfront“ ohne Wasserblick

Das Einkaufscenter im ehemaligen Bremer „Space Park“ wird voll der üblichen Läden sein. Der „Foodcourt“ mit seinen Schnellrestaurants ist durch eine geschlossene Wand von der Weser getrennt

VON TERESA HAVLICEK
UND FELIX ZIMMERMANN

In Zeiten des „Space Park“ war eine Rakete vom Typ Ariane das Symbol dieses Gebäudeungetüms im Bremer Westen. Es sollte einmal die Welt der Sterne und Planeten auf Erden begehbar machen. Die Geschichte des Scheiterns dieser Idee ist beschrieben, die Rakete ist weg. Aber das erlöst den Ex-Space-Park nicht von dem Schicksal, wie eine fremde Galaxie zu wirken, die sich zwischen Hafen- und Industrieresten an die Weser verirrt hat.

Stünde nicht „Waterfront“ über dem Haupteingang, dann wäre es wie früher. Ein Einkaufs- und Freizeit-Center soll es ab September sein, in dem man exklusiv einkaufen kann – in Geschäften, denen man schon lange nirgendwo mehr entgeht. Die Betreiberin der Waterfront, die LNC Property Group, spricht von „einer Vielzahl an bekannten und beliebten Labeln“: McPaper, Subway, Deichmann und diverse Handyläden; H & M wird nicht fehlen; C & A kommt gleich zweimal.

So ein großes Projekt braucht auch ein Symbol. Diese Rolle dürfte jetzt Peter Schneider zufallen. Man könnte sagen: Schneider ist die Rakete der Waterfront. Der 54-Jährige ist das, was sich in der Mall-Zeit des Shoppens „Center Manager“ (ohne den guten, alten Bindestrich) nennt: Typ fröhlicher Rheinländer mit rosafarbener Krawatte auf rosafarbenem Hemd, ein Hausmeister in Nadelstreifen.

Gestern hatte er seinen ersten großen Auftritt: Baustellenführung durch die Waterfront. Schneiders Singsang ist es, der diesen Rundgang perlend begleitet und den Lärm und den Staub der Baustelle vergessen macht. Es ist das erste Event, das die Waterfront erlebt. Viele weitere sollen folgen, denn die Waterfront, sagt Schneider, sei „die Destination für das Freizeit- und Einkaufserlebnis, unterlegt mit vielen Events. Das wird so toll!“ Auf 25.000 Menschen täglich spekuliert Schneider.

Als gelernter Bürokaufmann hat er bei Kaufhof Karriere gemacht, sich vom Abteilungsleiter zum Geschäftsführer in Köln, Berlin, Chemnitz und Bremen hochgedient. Nach der Zeit bei Kaufhof war er Geschäftsführer einer Werbeagentur. Weil er einen „großen Erfahrungsschatz in Sachen Handel“ mitbringe, hat ihn die LNC Property Group zur Waterfront geholt.

Mit Schneider also auf dem Bau. Bretter liegen herum, im Hintergrund tönen Hämmer, Baustellenhelme sind Pflicht. Was kann einer zeigen, wo nichts zu sehen ist außer leerer Räume? Die Poster von der Space-Park-Eröffnung im Dezember 2003, die beim letzten Besuch dort noch hingen, sind entsorgt. Im zukünftigen C & A werden Rolltreppen montiert, aha.

Schneider peppt die Info mit dem Gewicht einer Rolltreppe auf, einer Zahl, die man sofort vergisst. Dann führt er in die Tiefgarage, die findet er gigantisch, weil sie so riesig ist: eine Fläche, nur Parkplätze, „da haben sie einen kolossalen Blick!“ Nun ja, eine Parkgarage halt. Schneiders fahlgraues Cabriolet steht auch schon da. „Ich wollte immer mal ein Cabrio haben“, sagt er.

Dann das Rondell an der Weserseite. Dort soll der Foodcourt entstehen. „Die Kunden werden eine große Bandbreite an heimischen und internationalen Speisen genießen können“, dichtet der Waterfront-Newsletter. Nordsee, Subway, ein Asiate und zwei Bäckereien werden ihre Produkte verfüttern. Viel mehr zur Gastronomie will Schneider nicht sagen, ausweichend reagiert er auf Fragen zur 1.000 Meter langen Promenade an der Weser, die in der Waterfront-Werbung viel Platz einnimmt.

In den Abendstunden werde man dort mit Blick auf die Weser schlemmen können. Dazu wären Durchbrüche in der zum Wasser geschlossenen Fassade notwendig. Wie es aussieht, wird das Einkaufscenter aber verschlossen bleiben. Erst wenn Mieter kämen und das auch wollten, sollten die umfangreichen Umbauten angepackt werden, sagt Schneider. Die Waterfront wird ohne Wasserblick bleiben. Im September soll Eröffnung sein, der zweite Bauabschnitt mit dem Freizeitbereich folgt 2009.