WAS MACHT EIGENTLICH ... der Stasi-Knast-Wärter?
: Beamte einsperren

Fast war es am Dienstagabend im Stasi-Knast Hohenschönhausen wie zu alten Zeiten. Eine Gruppe von Dienststellenleitern der Landesvertretungen besichtigte gerade den Zellen- und Vernehmungstrakt der Gedenkstätte, als die Beamten feststellten, dass alle Türen des Gebäudes verschlossen waren. Sollte das ein Witz sein? Oder gehörte der Zwischenfall gar zur Führung? Aber nein, die Türen blieben zu. Die Besucher waren gefangen.

Ein Mitarbeiter hatte die Gruppe beim abendlichen Schließgang übersehen und sämtliche Türen verriegelt, teilte die Gedenkstätte am Mittwoch in einer Pressemeldung mit leicht amüsiertem Unterton mit. Auch ein Anruf bei der Zentrale habe den Gefangenen nicht geholfen. Dort hatte man offiziell bereits Feierabend gemacht.

Die Regierungsbeamten alarmierten daraufhin das Lagezentrum des Kanzleramtes und baten dringend um Befreiung. Gleichzeitig versuchten andere, die Handynummern von Gedenkstättenmitarbeitern herauszufinden, die über die Schlüssel verfügten. Das klappte schließlich: Nach einer halben Stunde wurden die Beamten befreit. Das Kanzleramt konnte seine Bemühungen einstellen. Der Führer der Gruppe erklärte: „Den Wettlauf zwischen Lagezentrum und Gedenkstätte hat die Gedenkstätte eindeutig gewonnen.“

Die Vermutung der Beamten, die Inhaftierung gehöre zum Konzept, dementierte Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe im Nachhinein. Er sagte: „Seit 18 Jahren gibt es hier keine Gefangenen mehr – und dabei soll es auch bleiben.“ ALL      FOTO: AP