Naumann-Rückzug
: Verständlich – aber Wortbruch

Der Kandidat mag nicht mehr. Eine Überraschung ist Michael Naumanns Rückzug nicht. Inhaltlich ist der Schritt zudem verständlich: Journalisten haben in der aktiven Politik nichts zu suchen. Sein Wort hat Naumann dennoch gebrochen.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Das war vollkommen überflüssig. Von Anfang an hat kein politischer Beobachter Naumanns Versicherung geglaubt, bei einer Wahlniederlage Freizeitparlamentarier in der Bürgerschaft zu werden. Ein 66-jähriger Zeit-Herausgeber und ehemaliger Bundesminister auf der Hinterbank eines Feierabendparlaments – das ist schlicht Humbug.

Dabei hätte Ehrlichkeit die Wahlaussichten von Naumann und der SPD wohl kaum geschmälert. Die Chance auf einen Bürgermeister Naumann gibt es jetzt oder nie, hätte er sagen müssen; bei Misserfolg würde er einem Jüngeren Platz machen für den nächsten Versuch in vier Jahren. Die Leute hätten das akzeptiert.

So aber mussten Naumann und die SPD in puncto Glaubwürdigkeit sich auch noch vom Titelverteidiger vorführen lassen. Beim ersten öffentlichen Aufeinandertreffen der beiden im April 2007 prophezeite Ole von Beust, er werde nach einer Wahlniederlage aus der Politik ausscheiden, und sein Herausforderer würde es ebenso machen. Naumann dementierte.

Jetzt demissioniert er.