heute in bremen
: Doktorspiel oder Missbrauch?

PädagogInnen lernen, wie sie sich bei übergriffigem Verhalten von Kindern verhalten sollen

taz: Herr Mörchen, die Fortbildung heute fällt aus – mangels Interesse?

Volker Mörchen, Bremer Jungenbüro: Nein, das war zu kurzfristig angesetzt, die nächste ist fast ausgebucht, so dass wir weitere Termine, auch für Teams, anbieten.

Heißt das, sexuelle Übergriffe sind in Kitas an der Tagesordnung?

Das wäre übertrieben, aber es gibt immer wieder Erzieherinnen, die nachfragen, weil sie unsicher sind. Deshalb heißt die Fortbildung ja auch „Ist das noch ein Doktorspiel?“ Kinder erforschen ihre Körper und Sexualität, das ist so lange in Ordnung, wie ein Kind keine Macht über das andere ausübt. Etwa sagt, „ich lade dich nur zu meinem Geburtstag ein, wenn du das jetzt mitmachst“ oder es mit Gewalt zwingt. Es geht darum, übergriffiges Verhalten zu erkennen und dann auch entsprechend zu sanktionieren.

Das geschieht bisher nicht?

Leider werden oft beide Kinder bestraft, sie dürfen dann zum Beispiel nicht mehr zusammen auf die Toilette gehen. Was auch häufig passiert: Dass die Erwachsenen sich erst einmal um das Kind kümmern, was die Grenze eines anderen überschritten hat, weil sie annehmen, es könnte selbst missbraucht werden. Das steckt aber viel seltener hinter einem solchen Verhalten als man annimmt.

Was sonst?

In den meisten Fällen will das übergriffige Kind durch den erzwungenen Kontakt Macht und Überlegenheitsgefühle erleben. Es kann aber auch aus einem Überschwang heraus passieren. Gerade jüngeren Kinder fällt es schwer, ihre Impulse zu kontrollieren. Sie müssen lernen, dass das andere Kind einverstanden sein muss. Interview: E. Bruhn

Anmeldung: Jungenbüro (59 865 160) oder Schattenriss (61 71 88)