Fragen mangelhaft – Leistungen ungenügend

Der Probelauf für die zentralen Abschlussprüfungen an Haupt- und Realschulen sorgt in Schleswig-Holstein für Wirbel: Mehr als die Hälfte der Prüflinge hat eine Fünf oder Sechs in Mathe. In einem Jahr zählen die Arbeiten für das Zeugnis

Eigentlich verlief der Test aus Sicht des Ministeriums hervorragend: Die Schulen erhielten pünktlich die Aufgaben, die Korrektoren arbeiteten zügig, sogar das Einsammeln der Noten über das Internet funktionierte ohne Probleme. Doch als die Bewertungen für den Testlauf der Abschlussprüfungen für die Haupt- und Realschüler im Kieler Ministerium ausgewertet wurden, kam der große Schreck: 59 Prozent aller teilnehmenden Realschüler lieferten „mangelhafte“ oder „ungenügende“ Mathematik-Arbeiten ab, 56 Prozent aller Hauptschüler brachten keine „ausreichenden“ Leistungen. Zum Vergleich: Im Fach Deutsch haben zwischen fünf und zehn Prozent eine Fünf oder Sechs in den Arbeiten. An der Proberunde nahmen 200 Schulen freiwillig teil, sie können den Test als Klassenarbeiten werten. Im kommenden Jahr gibt es für die beiden Schulformen einheitliche Prüfungen, das Zentralabitur wurde schon in diesem Jahr in Schleswig-Holstein eingeführt.

Nun beginnt die Fehlersuche im Bildungsministerium. „Wir gucken uns das ganz genau an, denn so schlecht können unsere Schüler nicht sein“, sagt Sprecher Sven Runde. Er sieht drei mögliche Gründe für die miserablen Test-Ergebnisse: Ein zu hohes Anforderungsprofil, schlecht formulierte Fragen und die für die Schüler ungewohnt hohe Zahl an Textaufgaben. Dieser Aufgaben-Typ sei im Mathe-Unterricht wahrscheinlich noch nicht intensiv genug eingeübt worden, sagt Runde. „Wir glauben, dass einige Fragen nicht verständlich genug waren.“

Allerdings war dem Ministerium bekannt, dass die Schüler in Schleswig-Holstein nicht zu den Rechenkünstlern zählen: „Wir wissen aus den Bildungsstudien der vergangenen Jahre, dass die Leistungen vieler Schülerinnen und Schüler noch nicht den Anforderungen der nationalen Bildungsstandards im Fach Mathematik entsprechen“, sagte die Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). „Das Mathematik-Ergebnis ist ein Warnschuss zur rechten Zeit – wir und die Schulen haben nun die Möglichkeit, darauf zu reagieren.“

Der FDP-Fraktion im Landtag reicht diese Auskunft nicht. Ihr Vorsitzender Wolfgang Kubicki forderte im Flensburger Tageblatt den Rücktritt von Erdsiek-Rave. „Die Bildungsministerin tut so, als habe sie nach zehn Jahren im Amt mit alledem nichts zu tun“, sagte Kubicki. Seit Jahren weise der Landesrechnungshof auf die Mangelversorgung mit Lehrern auch in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern hin. DANIEL KUMMETZ