Verbrechen Biosprit

betr.: „Kolonialmethoden für mehr Agrospritpflanzen“, taz vom 13. 5. 08

Eine schlimme Nachricht, deren Schlagzeile richtig gewählt war! Da bekunden die Regierungen des Nordens offiziell, Wüstenbildung, Artenverarmung und Hunger aufhalten zu wollen (und Almosen – Bruchteile des Jahresverdienstes unserer Manager, wie die taz zu berichten wusste – werden dafür spendiert), während sie ihre Konzerne weiterhin ungehindert ihr neokoloniales Unwesen treiben lassen!

Der Konzern Biofuel A/S verbreitet zwecks Konsumenten- und Behördenberuhigung dreist Unsinn: Die Savannen Nordghanas sind mitnichten ungeeignet für den Anbau von Nahrungsmitteln: Wo Sheabutterbäume wachsen, erstreckte sich einst die Kornkammer Afrikas – mit klimaangepassten und vitalstoffreichen Hirsearten für die Selbstversorgung der Kleinbauern. Dann kam die Exportproduktion (vor allem Erdnüsse und Baumwolle), und statt der gesunden Hirsen wurden weißer Importreis und Weißbrot aus importiertem Auszugsmehl gegessen.

Nicht bebaubare oder wegen Erosion aufgegebene Böden tragen eine artenreiche Savannenvegetation, in der jede Art auf ihre Weise nützlich ist – es gibt keine wertlosen Flächen! Vorhandene Bäume zu fällen, um schöne gerade Reihen von Jatropha-Monokulturen zu pflanzen, ist eine Todsünde angesichts der drohenden Desertifikation und Verluste an Biodiversität. Man mag nicht darüber nachdenken, wie viele solcher Konzernpraktiken nicht an die Öffentlichkeit kommen, wie viele lokale Dorfleute sich einwickeln lassen und nicht protestieren!

Solange unsere Regierungen da nicht einschreiten, ist biospritfreies Benzin als alternative Wahl für den Konsumenten zu fordern, der diese Verbrechen nicht mittragen will. Ansonsten bleibt nur der Umstieg auf Elektromobile, die zu verstaatlichende Bahn und das Fahrrad. SABINE MIEHE, Marburg