Treffen der Strahlemänner

Die „Jahrestagung Kerntechnik“, der größte Kongress der deutschen Atomlobby, trifft sich von Dienstag bis Donnerstag in Hamburg. Die Anti-Atom-Initiativen sind alarmiert – und die schwarz-grüne Koalition windet sich

Was Rang und Namen in der Atomenergie hat, trifft sich von Dienstag an in Hamburg. Etwa 1.000 VertreterInnen der Atomwirtschaft und angrenzender Bereiche machen die Hansestadt für drei Tage zum Mittelpunkt ihrer Debatten. Das Kernthema ist die Frage nach der Renaissance der Atomkraft vor allem in Asien. Denn wenn in China oder Indien an den Bau neuer Atommeiler gedacht wird, wird auch die deutsche Industrie hellhörig.

Die „Jahrestagung Kerntechnik 2008“ im CCH ist das Meeting der Strahlemänner vom Deutschen Atomforum. Seit 49 Jahren propagiert dieser Lobbyverband den Ausbau der Atomwirtschaft unter dem Deckmäntelchen eines gemeinnützigen Vereins – tatsächlich aber zum ökonomischen Nutzen seiner Mitgliedsunternehmen.

Gegen das Treffen protestieren vor allem Anti-Atom-Verbände wie Robin Wood und die BI Lüchow-Dannenberg. Die großen deutschen Energiekonzerne würden alles daran setzen, den Atomausstieg wieder rückgängig zu machen, kritisiert Dirk Seifert von Robin Wood. Er wie auch die Linke fordern den schwarz-grünen Senat auf, „die Atomlobby in der Hansestadt nicht willkommen zu heißen“. Für das Grußwort am Dienstagmorgen ist CDU-Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach zuständig, bis vor drei Wochen noch Staatsrätin in der Umweltbehörde. Es war ihr nicht gelungen, den Termin an die neue grüne Umweltsenatorin Anja Hajduk oder einen ihrer grünen Staatsräte weiterzugeben.

GAL-Fraktionschef Jens Kerstan versicherte auf Anfrage der taz, dass sich an der grünen Ablehnung der Atomkraft „natürlich nichts geändert hat“. Von Gundelach erwarte er, „dass sie im Sinne des Atomkonsenses spricht“. Ein Vertreten der CDU-Position, die Laufzeiten von Atommeilern zu verlängern, wäre hingegen „nicht koalitionskonform“. SVEN-MICHAEL VEIT