heute in bremen
: Wirksame Werbung

Spendensammler diskutieren über das Spannungsfeld zwischen Patenschaften und Lobbyarbeit

taz: Herr Ludermann, sind Kinderpatenschaften eine problematische Form der Spendenwerbung?

Bernd Ludermann, Chefredakteur des entwicklungspolitischen Magazins „welt-sichten“: In den 70er Jahren hat oft ein Spender für ein Kind die Kosten für einen Schulbesuch oder die Unterbringung in einem Heim übernommen. Das privilegiert einzelne Kinder, erzeugt Neid und hilft nicht unbedingt den Übrigen. Die meisten Organisationen haben inzwischen auf ganzheitliche Dorfentwicklung umgestellt. Das Problem ist, dass Kinderpatenschaften weiterhin eine bestimmte Form der Spendenwerbung sind. Sie stellen einen Kontakt zwischen dem Spender und dem Kind her, das ist auch ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand. Die Organisationen sagen zwar, dass sie das für integrierte Dorfentwicklung verwenden – aber sie nutzen die persönliche Beziehung, um den Spender dauerhaft an sich zu binden. Und dann gibt es die Kritik, dass die politische Lobbyarbeit dadurch vernachlässigt wird. Die politische Anwaltschaftsarbeit ist für viele Kinderpatenschaftsorganisationen nicht so vordringlich.

Wie kann man den direkten Bezug zum gespendeten Geld anders schaffen?

Das ist schwierig. Grundsätzlich gilt: Werbung mit Kindern ist sehr wirksam, also wird das genutzt. Das Bild, dass vermittelt wird, ist aber problematisch. Viele Organisationen versuchen jetzt, die Spenderbindung auf Projekt- oder kommunale Patenschaften zu übertragen. Das ist langfristiger angelegt.

Spenden die Menschen auch für Projekte?

Das kann ich nicht genau sagen. Es gibt eine Gruppe von Spendern, die legen Wert auf entwicklungspolitische Arbeit. Und es gibt eine andere Gruppe, die Wert legt auf diese persönliche Beziehung. Die erreicht man durch Patenschaften.

Interview: Jan Zier

Podiumsdiskussion mit terres des hommes, Plan International und dem Bremer entwicklungspolitischen Netzwerk: 20 Uhr, Überseemuseum.