unterm strich
:

Nicht nur das Singen im Chor stiftet Gemeinschaftsgefühle, auch das Überstehen von Gefahren. Simon Rattle, Claudio Abbado und Maurizio Pollini luden in die Berliner Waldbühne ein statt in die vom Feuer heimgesuchte Philharmonie am Potsdamer Platz, und alle, alle kamen. Und noch viel mehr, als in die Philharmonie an drei Abenden hineingepasst hätten, saßen am Samstag im milden Schein der untergehenden Abendsonne im Amphitheater neben dem Olympiastadion. Etwa 18.000 Berliner waren gekommen, um in alter Berliner Tradition natürlich auch mit Picknickkörben mit einem Beethoven- und Berlioz-Konzert den „zweiten Geburtstag der Philharmonie“ zu feiern, die am Dienstag von einem Großbrand betroffen wurde, der weite Teile des Dachs zerstörte. Vermutlich muss das weltberühmte Orchester bis zum 2. Juni in Ausweichspielstätten spielen. Als nächstes Ausweichquartier soll der Flughafen Tempelhof dienen (der im Oktober seinen Flugbetrieb endgültig einstellen wird). Im Hangar 2 gibt er in der nächsten Woche vom 29. bis 31. Mai drei Konzerte.

Dea Loher ist Dramatikerin des Jahres 2008. Sie wurde am Wochenende für ihr Schauspiel „Das letzte Feuer“ mit dem mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Die fünf Juroren votierten einstimmig für das Stück, in dem es um Schuld und Sühne, Tod und Verzweiflung geht. Der Dramatikerpreis wird seit der Gründung des Wettbewerbs 1976 zum Abschluss der Mülheimer Theatertage vergeben. In diesem Jahr wurden acht neue deutschsprachige Stücke gezeigt. Den undotierten Publikumspreis erhielt Felicia Zeller für „Kaspar Häuser Meer“, eine Farce über prekäre Arbeitsverhältnisse deutscher Sozialarbeiterinnen.