Grenzdebiles von Morlok

betr: „Bei Diäten völlig abwegige Vergleiche“, taz vom 21. 5. 08

Was Herr Morlok hier zum Besten gibt, mutet auf den ersten Blick grenzdebil an. Anstatt jedoch die Aussagen global als „Mist“ abzutun, sollte man sich die Mühe machen, sie genauer zu analysieren.

Wenn Herr Morlok äußert, dass die Gehälter der Abgeordneten nicht mit dem Regelsatz von Harz IV verglichen werden können, hat er nämlich nicht unrecht, und auch die Argumentation dafür ist durchaus nachvollziehbar. Was allerdings angemessen wäre, ist, die Wachstumsraten beider Größen miteinander zu vergleichen, da sie beide vom selben Gremium festgelegt werden und denselben Rahmenbedingungen unterworfen sein sollten. Und da schneiden unsere Abgeordneten, die gleichzeitig das Paradoxon erfüllen, als vermutlich einzige Arbeitnehmergruppe in diesem Land ihr eigenes Gehalt bestimmen zu können, natürlich deutlich besser ab.

Dass die Abgeordneten zwar gut, aber nicht irrsinnig viel verdienen, ist sicher auch keine verkehrte Beobachtung, allerdings fehlt dabei die Analyse dessen, was viele Abgeordnete noch „nebenbei“ für Aufsichtsratsposten und Beratertätigkeiten einstecken. Bei einem Bundesrichter sind solche „Nebenverdienste“ meines Wissens unüblich. Herrn Morloks Argumente mögen richtig sein, warum zieht er dann aber genauso verkehrte und krude Beispiele heran, wie er sie zuvor noch ablehnt? Der derzeitige Stopp des Diätenwachstums mag aus den falschen Gründen erfolgt sein, ein weiteres Wachstum ist aus den oben genannten Gründen jedoch nicht vermittelbar, selbst wenn Herr Morlok das anders sehen möchte als der Großteil der Bevölkerung. BENJAMIN KETTNER, Berlin