hamburger szene
: Jungsbesuch

Henri erkennt mich schon durch die Scheibe, und sein Gesicht erhellt sich, als er mich sieht. Er erkennt mich wieder. Wie reizend! Dabei ist er doch noch so klein.

Egal, ob das Fahrradschloss gleich wie immer wieder aufgehen wird, nichts wie rein ins Café, und als ich reinkomme, wedelt er mit einem Spielzeug-Bagger und einem Spielzeug-Müllauto, und sein kleines Müllauto ist besser als jeder Ferrarischlüssel, den man vielleicht von anderen Jungs … na ja, wahrscheinlich doch nicht.

Wir haben viel vor an diesem Nachmittag. Vor allem: Pommes essen, aber vorher muss ich noch mal aufs Damenklo, das ist auf der anderen Seite von da, wo wir sitzen.

Helles Kindergebrabbel tönt von der anderen Seite der Klotür an mein Ohr. Henri kann es nicht sein, wir sitzen doch ganz woanders. Dennoch rufe ich: „Henri?“, und dann sehe ich blondes Haar durch den Spalt zwischen Tür und Boden erscheinen, gefolgt von der bekannten Strickjacke und ein paar Robbenzüge später der ganzen Person. Er nickt mir zu, guckt sich um, hier war er noch nie, und robbt zurück, obwohl ich jetzt fertig bin und bereitwillig die Tür öffne.

„Rate mal, wo dein Sohn gerade war“, sage ich zu seiner Mutter und meiner Freundin. „Bist du gerade unter der Tür durch gekrabbelt?“, fragt sie. „Das kannst du doch nicht machen, doch nicht bei Damen!“ Henri spricht nicht. Aber er lacht. Und zwar sehr zufrieden.

Was für ein Kerl.

REBECCA CLARE SANGER