Eine windige Sache

Ausbau der Windenergie im Norden und vor den Küsten kommt nur zögerlich voran. Aber schon in zwanzig Jahren soll der erneuerbare Strom ein Drittel des deutschen Verbrauchs decken

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Der Ausbau der Windenergie vor den Küsten ist ins Stocken geraten. Ursprünglich sollten die ersten Offshore-Anlagen in Nord- und Ostsee in diesem Jahr ans Netz gehen, nun wird es wegen technischer und finanzieller Probleme wohl 2010 werden. Davon geht eine Studie des Deutschen Windenergie-Instituts im Auftrag der Messe „Husum WindEnergy“ aus, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Die immer im September stattfindende Windmesse in der nordfriesischen Kreisstadt ist die weltgrößte der Branche.

Nach dieser Expertise ist die Windkraft in Norddeutschland langsamer als erhofft, gleichwohl aber gewaltig im Kommen. In vier Jahren würden rund 31.800 Megawatt Strom in Deutschland durch Windanlagen erzeugt – das entspricht der Leistung von drei Atomkraftwerken. Lediglich gut zehn Prozent davon würden offshore von Anlagen auf dem offenen Meer produziert. Für 2017 werden bereits 44.000 Megawatt Leistung vorhergesagt, davon 11.500 Megawatt in Nord- und Ostsee. Und im Jahr 2030 würde mit einer Leistung von 65.000 Megawatt etwa ein Drittel des gesamten jährlichen Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt werden, heißt es in der Studie.

Zugleich sagt die Studie voraus, dass der weltweite Markt für Windenergie-Anlagen in den kommenden Jahrzehnten rasant wachsen wird. Das globale Marktvolumen werde im Jahr 2017 rund 107.000 Megawatt neu installierter Leistung erreichen. Das wäre mehr als das Fünffache der heutigen Neuinstallationen von 20.000 Megawatt jährlich und würde einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro bedeuten.

„Die deutschen Unternehmen müssen ihre Fertigungskapazitäten für Anlagen und Komponenten weiter massiv ausbauen“, fordert deshalb Thorsten Herdan, Geschäftsführer des Herstellerverbandes VDMA Power Systems. Nur mit einem „kontinuierlichen Heimmarkt für Onshore- wie Offshore-Windenergie“ und „ausreichend verfügbarem Personal“ würden „die gewaltigen Investitionsentscheidungen zugunsten Deutschlands“ fallen.

Deutschland als Gewinner des Booms sieht auch Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie. Denn die hiesigen Hersteller und Zulieferer beliefern mehr als ein Drittel des Weltmarktes und beschäftigen bereits jetzt mehr als 80.000 Arbeitnehmer. „80 Prozent der hier produzierten Bauteile und Turbinen werden exportiert“, sagt Albers – auch in der Windenergie sei Deutschland Exportweltmeister. So sei das dänische Unternehmen Vestas mit seinem Hauptwerk in Husum zurzeit Weltmarktführer für Offshore-Anlagen mit einem Anteil von fast 60 Prozent. Großes Wachstumspotenzial gebe es vor allem in den USA, China, Spanien und Indien.

Bei der Messe stellen rund 700 Aussteller aus 35 Ländern vom 9. bis 13. September ihre Produkte und Dienstleistungen vor.

www.husumwindenergy.com