Dem deutschen Polizei

Bessere Welt Basso

Johannes Raether ist auf den ersten Blick nicht wiederzuerkennen, weil er einen schwarzen Anzug und ebenso schwarze Haut trägt, was das Weiß seiner Augen superweiß und seine Lippen ziemlich rot erscheinen lässt. Im zweiten Stock über dem Basso wird das neue Atelier mit angeschlossenem Ausstellungsraum eingeweiht. Johannes kniet neben seinem Altar, der „Dem deutschen Polizei“ gewidmet ist. Die verhaftete einen Freund in Heiligendamm, weil er in seinem Rucksack einen eher kleinen, würfelförmigen Stein in Goldfolie zur Anti-G-8-Demo transportiert hat.

Die Anzeige folgte auf dem Fuße, weil er einen Gegenstand mit sich geführte habe, der dazu angetan gewesen sein könnte, als Waffe gegen die anwesenden Staatsorgane zu dienen. Das ist teuer. Der Strafbefehl, auf dem Selbiges nachzulesen ist, liegt zu Füßen des Altars. Es sind gute Laune machende Hostien zu erwerben, die in einer Geste der Anbetung hier zu verzehren sind. Das Geld wird dem Delinquenten zur Begleichung seiner Schulden an die Justiz übergeben werden.

So lagern also immer neue Betende neben dem schwarzen Priester auf schwarzen Schaumstoffmatten und begehren Ablass. Wofür genau, bleibt ein Geheimnis. Sitzen da und betrachten eine Fotoserie, auf der ein beeindruckend martialischer Polizist posiert, auf einer Wiese stehend. Die Kerzen brennen, vorbei fließt ein stetiger Strom von Menschen, wucherndes Epizentrum eines neuen, freundlichen Cool. Der kollektive Ausdruck individueller Selbstbehauptung gegen die Zumutungen des sozialen Molochs ist wahrer Glamour, der einen Raum des Gegensozialen erst zu schaffen vermag. Dort aber hört man House und schaut sich in die Augen. ULRICH GUTMAIR