Kinderhilfe „Aktion 2000“ im Visier

Der Verein soll 80 Prozent der Spendengelder für „Verwaltung“ ausgeben und neuerdings auch doppelt kassieren

Die Kripo kam überraschend und schlug gestern gleich an 40 Orten in Deutschland und Spanien zu: Der Kinderhilfsverein „Aktion 2000“ ist in den Verdacht eines „gewerbsmäßigen Betruges“ geraten. Spendengelder in Millionenhöhe sollen in den Jahren 2001 bis 2005 veruntreut und Steuern hinterzogen worden sein. Sitz des Vereins: Am Wall 162 in Bremen, wenige Häuser vom alten Polizeipräsidium entfernt.

Die Begünstigten der Spendengelder sind vollkommen überrascht. Die Kontaktpersonen seien engagiert erschienen, sagt etwa die Jugendfarm Habenhausen. 200 Euro bekommt sie monatlich, seit über einem Jahr. Der Kontakt ergab sich zufällig, seitdem fließt das Geld. Es gibt einen „Kooperationsvertrag“, in dem aber keine Gegenleistung vereinbart ist. „Aktion 2000“ gibt seine „Kooperationspartner“ im Internet an, und gegenüber den Spendern transparent zu erscheinen. Da sind 57 „Kooperationspartner“ aufgeführt – wenn man die Spendensumme von knapp 2,4 Millionen Euro durch 57 teilt, kämen auf jeden Begünstigten im Durchschnitt allerdings 40.000 Euro. Auch das Kinderhaus Kodakistan in der Neustadt hat ein paar tausend Euro erhalten, die Kinderküche vom Spielhaus Walle finanziert sich zur Hälfte über die „Aktion 2000“ – immerhin 6.000 Euro pro Jahr. Wenn das Geld jetzt ausbliebe, sei das eine „mittlere Katastrophe“, sagt der Leiter der Kinderküche.

Schon vor einem halben Jahr hatte das Magazin Panorama über „Aktion 2000“ berichtet und ein fluchtartig verlassenes Büro im Jachthafen von Mallorca gezeigt, von dem aus telefonisch Spender in Deutschland geworben wurden. In Rheinland-Pfalz war dem Verein das Spendensammeln untersagt worden, weil er 80 Prozent der eingeworbenen Gelder für Verwaltung und Werbung ausgab. In Bremen wäre so etwas kein Grund für ein Sammelverbot, weil es kein Sammlungsgesetz mehr gibt.

Die aktuellen Vorwürfe der Kripo beziehen sich insbesondere darauf, dass MitarbeiterInnen von „Aktion 2000“ den Mitgliedsbeitrag von 60 Euro doppelt eingezogen und für private Zwecke abgezweigt haben. kawe