Wer Vattenfall lobt

Deutsches Institut für Service-Qualität kürte Konzern zum besten Stromanbieter. Eigentümer aus PR und Marketing

Das Lob kam wie gerufen: In einem Vergleichstest wurde Vattenfall im Februar unter 22 Konkurrenten zum „besten Stromanbieter 2008“ gekürt – eine Auszeichnung, die der Konzern im großen Stil für die Werbung nutzte. Die Bewertung stammt vom Deutschen Institut für Service-Qualität (Disq) mit Sitz in der Rothenbaumchaussee. Das Institut gehört Jens de Buhr, dem Inhaber eines PR-Verlags im Schanzenviertel und Marcus Schad, der sozialwissenschaftliche Dienstleistungen für Firmen anbietet.

Der Stromkonzern Vattenfall hatte im vergangenen Jahr keinen leichten Stand. Die beiden Atomreaktoren in Brunsbüttel und Krümmel, an denen er beteiligt ist, stehen nach Pannen seit dem vergangenen Sommer still. Mit einem missglückten Krisenmanagement verspielte der Konzern viel Vertrauen. Der Plan, in Moorburg ein großes Steinkohlekraftwerk zu errichten, hat viele Kritiker auf den Plan gerufen. Allein im zweiten Halbjahr 2007 verlor der Konzern 250.000 Kunden.

An der Art wie Vattenfall-Kunden per Internet und Telefon bedient wurden, kann es nach dem Ergebnissen der Disq-Studie nicht gelegen haben. Das Institut hatte die zehn größten Stromversorger und zwölf „wettbewerbsaktive“ neue Anbieter untersucht, unter ihnen Greenpeace Energy, Lichtblick und Yello. Die Firmen wurden insgesamt 682-mal per Mail und Telefon verdeckt kontaktiert. Bei der Service-Qualität erreichte Vattenfall als einzige Firma die Note „gut“. Weil dieses Kriterium zu 50 Prozent in die Bewertung einfloss und Vattenfall beim Tarifvergleich befriedigend abschnitt, kam der Konzern auf den ersten Platz.

Nach Auskunft der Geschäftsführerin Bianca Möller verdient das Disq sein Geld mit Auftragsstudien und den Nutzungsgebühren für seine Testsiegel. Wer mit dem guten Abschneiden in einem Disq-Test werben will, muss zahlen. „In der Regel arbeiten wir für Medien“, sagt Möller. Zu den Auftraggebern gehören ntv, das Handelsblatt und Focus-Money. Ab und an mache ihr Institut auch Tests aus eigenem Antrieb, um bekannt zu werden.

Die Gründung des Disq basiere auf der Idee, Schads Marketingkompetenz mit der Medienkompetenz de Buhrs zu vereinen. De Buhrs Verlag betreibt „journalistisches Marketing“. Er produziert vor allem Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften. Schads SWI analysiert unternehmensinterne Abläufe mit Blick auf die Kunden. GERNOT KNÖDLER