unverbremt
: Karlsruhe fühlt mit, das BVerfG ist gut

Als Karlsruhe kommt man sich hierzulande derzeit etwas komisch vor: Seit der Bremer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht umweht die nette nordbadische Stadt die Aura eines Monstrums, das arme kleine Bundesländer frisst. Und jedweden Euro, der hier zur Befriedigung von über den nackten Hunger hinausgehenden Bedürfnissen ausgegeben wird, mit Argusaugen beobachtet. Weswegen die „Linke“, ängstlich alliterierend, vor einem „Kotau vor Karlsruhe“ warnt.

Höchste Zeit also für die Feststellung: Karlsruhe ist anders. Nicht umsonst pflegt man westlich des Neckars zu formulieren; „‘s gibt Badische un Unsymbadische“. Am anderen Ufer ist das Meinungsspektrum etwas vielfältiger, unbestreitbar ist jedoch das tiefe Verständnis aller Karlsruher für die Sorgen der Bremer um ihre Selbstständigkeit.

Karlsruher wissen, wie sich Fusionen anfühlen: 1951, bei der Abstimmung über die Bildung eines Südweststaates, war die Mehrheit der BadenerInnen dagegen. Aber dummerweise gibt es mehr Schwaben, nur das Gesamtergebnis wurde gewertet.

Und wer hat dann geholfen? Das Bundesverfassungsgericht: Es ordnete einen neuen Volksentscheid an, der allerdings erst 20 Jahre später zustande kam. Zugegeben: Da waren nur noch 18,1 Prozent für ein freies Baden. Aber die Bremer werden sich im künftigen Nordstaat von den Niedersachsen bestimmt nicht so einwickeln lassen. Gell? HB