Großes Fest für Kurze

Zum 24. Mal dreht sich ab Mittwoch beim Internationalen Kurzfilm Festival alles um die kleinen Streifen und das Thema Heimat. Das Kinder-Kurzfilm-Festival Mo & Friese feiert ab morgen 10-jährigen Geburtstag

Groß ist das Festival der kurzen Filme geworden. 1985 begann alles mit einem kleinen Stapel Super-8-Filme, viel DIY-Ethik im Herzen und einem Abend im Metropolis. Fast 4.000 Einsendungen aus über 100 Ländern, 400 gezeigte Kurzfilme und fünf Abende in fünf Kinos sind es heute, wenn das Internationale Kurzfilm Festival am Mittwoch zum 24. Mal beginnt. Um die Gunst von Jury und 15.000 BesucherInnen wird dann in sechs Wettbewerben gestritten, insgesamt 30.000 Euro sind einzuheimsen, es gibt einen Festivalclub, einen Kurzfilm-Markt und eine Kurzfilmschule.

Zumindest zu den Größeren gehört nun auch „Mo & Friese“, das Kinder-Kurzfilm-Festival. 10-jähriges Jubiläum feiert es in diesem Jahr und das wird ordentlich gefeiert. Im Mittelpunkt stehen natürlich trotzdem die Filme. 53 Stück sind es, die sich – wie bei den Großen – mit dem Thema „Heimat“ auseinandersetzen. Wer den Mo- und den Friese-Preis bekommt – der eine für Filme ab vier und sechs Jahren, der andere für Filme ab neun und 12 –, entscheiden zwei Kinderjurys. Den Kinder-Filmwettbewerb „Gib mir fünf!“ gibt es auch wieder. Wer beim nächsten Mal mitmachen will, lernt das notwendige Handwerk im Workshop.

Neben den Wettbewerbskategorien sind im Rahmen des Kurzfilm Festivals vier Sonderprogramme zu sehen. Der Länderschwerpunkt liegt anlässlich des 60. Jubiläums der Staatsgründung auf Israel. Ausgewählt aus 400 Filmen aus den letzten sieben Jahren, soll das Programm dabei keine nationale Filmkultur, Bildsprache oder Ästhetik aufzeigen. Zu sehen sind stattdessen Filme, die von einer hochpolitisierten Gesellschaft mit ausgeprägter Debattenkultur hervorgebracht werden; schnell werden sie deutlich, nie erscheint die Lösung einfach, fast immer wird die kritische Reaktion unmittelbar eingefordert. Neben stets mit den gesellschaftlichen Bedingungen verknüpftem scheinbar Privatem, sind hier aktuelle Konflikten wie die Angst vor Anschlägen oder die Landfrage, vor allem aber die große Einwanderungswelle der letzten Jahre und die Militarisierung der israelischen Gesellschaft Thema.

In einer Retrospektive werden Kurzfilme der „Neuen Münchner Gruppe“ gezeigt, jenes Filmemacher-Kollektivs, das sich Mitte der 60er an der Nouvelle Vague orientierte und für den „Neuen Film“ stritt. Darunter Werke von Klaus Lemke und mit Werner Enke.

Die bloß erzählerische Dominanz von Film zu subvertieren, hat sich das Programm „Fluch und Segen des Experten“ vorgenommen. 12 Minuten lang kann man etwa bei Anke Limprechts unkommentierter Doku „Maßnahmen des Bundesverwaltungsamtes zum Schutz von Kulturgut“ der Sicherungsverfilmung von Behörden-Archivalien und der Einlagerung der Mikrofilme im Barbarastollen bei Freiburg beiwohnen. Und anschließend gemeinsam eine Antwort auf die Fischli/Weiss’sche Frage suchen: „Ist sieben viel?“

Die Fähigkeit des Menschen, eine Zukunft zu denken, möchte das Programm „Heute ist Morgen Gestern“ näher untersuchen. Erhellend dürfte da Mika Taanilas Doku „Futuro – A New Stance for Tomorrow“ sein. Die widmet sich Aufstieg und Fall des 1968 auf den Markt gekommenen Futuro-Vollplastikhauses. Die Geschichte einer Idee aus dem Weltraumzeitalter, die beinahe wahr geworden wäre: eine Plastik gewordene utopische Vision von der „neuen Haltung für die Zukunft“.

Kürzer fällt in diesem Jahr der „Flotte Dreier“ aus. 29-mal ist dort maximal drei Minuten lang der Rauch Thema: Wir erfahren vom Zusammenhang zwischen Porno und Zigaretten, vom Rauchverbot im internationalen Vergleich und sehen Brutales über die Ästhetik des Aerosols.ROBERT MATTHIES

Kurzfilm Festival: Mi, 4. 6. – Mo, 9. 6., Programm: festival.shortfilm.com Mo & Friese: So, 1. 6. – So, 8. 6., Programm: www.moundfriese.de