Norden unter ferner liefen

Großstädte-Vergleich: Den Nord-Kommunen mangelt es an Innovationsfähigkeit, Internationalität und Erreichbarkeit. Hamburg bei Top Ten. Braunschweig droht Abstieg

Bei einem Vergleich der Zukunftsaussichten der 30 größten Städte Deutschlands hat der Norden mäßig gut abgeschnitten. In dem Ranking des HWWI und der Berenberg-Bank gelangte nur Hamburg mit Platz sieben ins beste Drittel. Hannover und Bremen liegen mit den Plätzen 15 und 16 im Mittelfeld, Braunschweig steht mit Rang 20 kurz vor einem Abstiegsplatz. Das Ranking soll künftig alle zwei Jahre wiederholt werden.

Der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI, Thomas Straubhaar, verwies auf die hohe Bedeutung der Großstädte für die Volkswirtschaft. In den 30 größten Städten werde ein Drittel aller Güter und Dienstleistungen erzeugt. Gut ein Viertel der Arbeitsplätze finde sich hier und gut ein Fünftel aller Deutschen lebe in diesen Städten.

Straubhaar betonte, der Vergleich stützte sich auf „harte ökonomische Fakten“. Seine Kollegin Silvia Stiller bildete aus 16 Einzelindikatoren drei gleich gewichtete Indices: einen Trendindex, der zusammenfasst, ob die Zahl der Einwohner, der Beschäftigten und deren Produktivität zugenommen hat; eine Standortindex, der angibt, wie gut erreichbar, wie international und wie innovationsfähig eine Stadt ist; dazu kommt ein Demographieindex.

Die norddeutschen Großstädte schnitten beim Standortindex allesamt schlecht ab. Selbst dem mit Rang 16 hier am besten platzierten Hamburg bescheinigte das HWWI Defizite in puncto Bildung. Nur zwölf Prozent der Beschäftigten hätten hier zum Beispiel einen Hochschulabschluss, während es in Stuttgart und München 19 Prozent seien. Hier würden weniger Patente angemeldet als im Süden.

Das „Tor zur Welt“ ist nicht so international wie die süddeutsche Konkurrenz, was mit der Zahl ausländischer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter und Studenten belegt wird. Demographisch liegt Braunschweig fast gleichauf mit Hamburg, muss sich also noch keine Sorgen machen. GERNOT KNÖDLER