Nazis im Dorfklub

Rechte ausgeschimpft. Unter Protesten eröffnet die märkische NPD ihren Wahlkampf für Kommunalwahl

Erstmalig ist es der märkischen NPD gelungen, eine Parteiveranstaltung in einem städtischen Gebäude im Landkreis Oberhavel abzuhalten. Am Donnerstagabend trafen sich 34 Parteimitglieder in einem Gemeindehaus in Zühlsdorf, einem 2.000-Einwohner-Städtchen nördlich von Berlin. Es war der Auftakt der Partei für den Wahlkampf zur Kommunalwahl, die Ende September in Brandenburg stattfindet. Statt Wählerzustimmung ernteten die Rechtsextremen aber Protest: Gut 150 Anwohner und Demonstranten nahmen die NPDler mit Transparenten und Sprechchören in Empfang.

Die Zühlsdorfer hatten bunte Luftballons und Plakate an Laternenmasten und Gartenzäunen aufgehängt: „Zühlsdorf ist bunt statt braun“. Noch bevor die NPD-Mitglieder anreisten, wurde der Veranstaltungssaal mit einer Toleranz-Ausstellung von Kita-Kindern aus der Region ausstaffiert. Am Nachmittag versammelten sich schließlich die Protestler vor dem Haus – Jugendliche aus dem lokalen Jugendklub, Lokalpolitiker, das Mobile Beratungsteam, die Jusos, ältere Zühlsdorfer auf Gartenstühlen. Die eintreffenden Rechtsextremen wurden im Spalier zwischen den Demonstranten mit „Nazis raus“-Rufen und Pfiffen empfangen. „Wir haben ein wichtiges Signal gesetzt“, so Ariane Fäscher vom Bürgerbündnis „Nordbahngemeinden mit Courage“.

Während die Rechten tagten, veranstaltete das Bündnis parallel eine „Deutschstunde“. Bürger aus Oberhavel, aber auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Krüger-Leißner oder die 97-jährige Schriftstellerin Elfriede Brüning lasen aus Werken, die den Bücherverbrennungen der Nazis zum Opfer fielen. „Es ist ungewöhnlich, dass in so kurzer Zeit so viel auf die Beine gestellt wurde“, lobt Nicola Scuteri vom Mobilen Beratungsteam Brandenburg.

Dem Treffen der NPD war eine juristische Auseinandersetzung vorausgegangen. Nachdem Bürgermeister Klaus Brietzke (CDU) den abgeschlossenen Mietvertrag mit der NPD wieder gekündigt hatte, konnte die NPD mit einer Klage vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht die Nutzung des Gemeinderaums doch noch durchsetzen. KONRAD LITSCHKO