Risiko „MediaSpree“

Autonome und der Soziologe Andrej Holm suchten in der „Köpi“ Wege zum Ausbremsen von Investorenträumen

Im Rahmen der „Autonomen Aktionswoche“ diskutierten am Donnerstag der Soziologe Andrej Holm und Berliner Hausbesetzer im Hausprojekt „Köpi“ über das Investorenprojekt „MediaSpree“. Holm unterrichtet an der Humboldt-Universität und ist Experte im Fachgebiet Stadtentwicklung.

Nach Holms Untersuchungen gefährdet MediaSpree urbane Kiezstrukturen. „Investoren hören, dass die Innenstadt wächst und dass Immobilien aufgrund ihres unsanierten Zustands billig zu kaufen sind“, legte er dar. Die Firmen folgten der kapitalistischen Logik: „billig kaufen, sanieren, teuer verkaufen oder vermieten“. Holm kritisierte dabei das Verhalten der Politik: „Der Senat hat beim Verkauf der Immobilien die Leute vergessen, die in den Altbauten leben und auf die billigen Mieten angewiesen sind: Migranten, Arbeitslose und Autonome.“

Holm empfahl, den neuen Eigentümern „kreativ das Leben schwer zu machen“, etwa zeitgleich mit einer Hausbegehung eine Party im Hausflur zu organisieren. Man müsse den Investoren klarmachen, dass es sich bei den Immobilien nahe dem Spreeufer um „Risikokapital“ handele, das durch den Widerstand der Mieterschaft entstehe.

Im Kampf gegen MediaSpree spiele die Präsenz alternativer Hausprojekte eine wichtige Rolle, sagte Holm – was ein Bewohner des benachbarten Wohnhauses „Eisfabrik“ bestätigte: „Als die Köpi im letzten Jahr vor der Versteigerung stand, wollte unser Vermieter gleich die Mieten erhöhen“, berichtet dieser. „Nachdem die Köpi neue Verträge bekommen hatte, haben wir nichts mehr gehört“.

Sinnvoll fand Holm den Bürgerentscheid über MediaSpree am 13. Juli. Die Politik, so seine Hoffnung, werde auf diese Basisbewegung reagieren müssen.

Der grüne Bezirksverordnete für Migration und Integration, Wolfgang Lenk, war anderer Meinung. Rechtlich sei gegen MediaSpree nichts mehr zu machen, sagte Lenk. Er hoffe sogar auf eine möglichst hässliche Bebauung. Die, so sein originelles Argument, werde die Mieten niedrig halten. Ein Grünstreifen, wie ihn die InitiatorInnen des Bürgerbegehrens forderten, habe eher den gegenteiligen Effekt.

LUKAS DUBRO