Wasser ist zum Baden da

Die Strände an Nord- und Ostsee sind weitgehend sauber. Der neue Badegewässer-Bericht der EU verzeichnet aber gesunkene Wasserqualität. Hauptursache sind Nährstoffe aus der Landwirtschaft

Badegebiete sind nach der Definition des EU-Berichts Areale, in denen das Baden ausdrücklich erlaubt ist oder die traditionell von vielen Badenden genutzt werden und in denen das Baden nicht verboten ist. Letztlich können Behörden geduldete Badestellen offiziell streichen, indem sie dort keine Wasseruntersuchungen mehr vornehmen. Allein in Schleswig-Holstein verschwanden auf diese Weise im vorigen Jahr 50 Badestellen, die es 2006 noch gegeben hatte. Detaillierte und mindestens wöchentlich aktualisierte Übersichten über die Wasserqualitäten von norddeutschen Badestellen sind zu finden unter www.badegewaesserqualitaet.schleswig-holstein.de, www.nlga.niedersachsen.de und www.badegewaesser.hamburg.de.  SMV

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Der Badespaß an den norddeutschen Küsten ist nicht ungetrübt. Nach dem am Montag in Brüssel vorgestellten Badegewässer-Bericht der EU-Kommission waren die Strände an Nord- und Ostsee im vergangenen Jahr schmutziger als 2006. Kontrolleure beanstandeten die Wasserqualität an 20 von 351 Meeresstränden (5,7 Prozent). Im Jahr zuvor waren es nach Angaben der EU-Kommission nur 1,1 Prozent gewesen. Bei den 1.589 Badestellen an deutschen Binnengewässern erreichten 4,2 Prozent (2006: 4,5 Prozent) nicht den Umwelt- und Gesundheitsstandard der EU.

In der gesamten Europäischen Union verschlechterte sich die Badewasser-Qualität leicht. „Bei den Küstenbadegebieten ist eine leichte Verschlechterung zu beobachten, insgesamt bleibt die Qualität der Badegewässer in der Europäischen Union jedoch hoch“, sagte Umweltkommissar Stavros Dimas.

Die Mitgliedstaaten müssen jedes Jahr einen Bericht über die Qualität der Badegebiete ihrer Küsten- und Binnengewässer erstellen. Daraus ergibt sich für die vergangenen knapp zwei Jahrzehnte ein durchweg positiver Trend für alle Meeresstrände und Binnengewässer der EU. Noch 1992 hatten nur 85 Prozent der untersuchten Küstengewässer die Standards erfüllt, bei den Flüssen und Seen waren es sogar nur 50 Prozent gewesen.

Bislang hält sich auch die alljährliche Algenblüte in der Nordsee mit stinkenden Schaumkronen in der Brandung in diesem Jahr zurück. „Verglichen mit früheren Jahren hält es sich im Rahmen“, lautet die allgemeine Auskunft aus den Kurverwaltungen. Verursacher ist die Alge Phaeocystis globosa, die eine eiweiß- und kohlenhydratreiche Hülle hat. Die Schaumbildung mit faulig-schwefligem Gestank ist das Endstadium der Blüte.

Der Naturschutzverband Wattenrat hingegen kritisierte, dass das massenhafte Auftreten der Alge jedes Jahr „nur als Problem für den Badetourismus wahrgenommen werde. In den Brutgebieten der Seevögel in den Salzwiesen an der Küste verklebe der Schaum häufig das empfindliche Gefieder der Jungvögel. Viele würden dann an Auskühlung sterben.

Ursächlich für die Algenblüte sei auch die weiterhin hohe Nährstoffzufuhr aus den Flüssen, die Dünger ins Meer spülen, sagt Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Mit dieser Belastung sei der Nationalpark nach wie vor „nicht zufrieden“.

Die Verschmutzung der Meere durch die intensive Landwirtschaft kritisiert auch Rainder Steenblock, grüner Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein. Auch deshalb hätten die norddeutschen Bundesländer seit 1991 „mehr als 1.000 Badestellen ohne Begründung aus der offiziellen Badegewässer-Liste gestrichen“. Deshalb sei gegen Deutschland zurzeit ein EU-Verfahren anhängig.

Dennoch freut sich auch Steenblock darüber, „dass die große Mehrheit der natürlichen Badegewässer ein gute bis ausgezeichnete Qualität hat“.