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: Lob von Lauda

„Natascha Kampusch trifft“ (Sonntag, Puls 4)

Er sei schon von vielen professionellen Journalisten interviewt worden, sagte Niki Lauda, und die hätten immer die gleichen Fragen gestellt. Von seiner Gastgeberin erwarte er anderes. Er wurde, wie er am Ende sagte, nicht enttäuscht. Lauda war zur besten Sendezeit der erste Gast der Interviewsendung „Natascha Kampusch trifft“ auf dem kleinen österreichischen Privatkanal Puls 4.

Kampusch, die sich nach achtjähriger Gefangenschaft in gewähltem Hochdeutsch auszudrücken verstand, ist keine professionelle Journalistin und schon gar keine Quasseltante. Sie versuchte nicht, mit bohrenden oder suggestiven Fragen aus dem Gegenüber Unerwartetes oder Peinliches herauszulocken. Vielmehr wirkte ihre manchmal kindlich-naive Art entwaffnend, sie schuf mit Stichwörtern, die oft geflüstert kamen, eine Atmosphäre des Vertrauens. Sie ließ immer wieder Gegenfragen zu und verriet Seelenzustände während ihres langen Martyriums.

Lauda, der frühere Formel-1-Profi, belohnte das mit Geschichten über seinen autoritären Großvater und mit seinen Erinnerungen an den Unfall auf dem Nürburgring, bei dem er im August 1976 fast verbrannt wäre. Er lüpfte sogar seine unvermeidliche rote Kappe, um zu zeigen, was das Feuer angerichtet hatte. „Die Haare waren dann so beleidigt, dass sie nicht mehr nachwachsen wollten“, staunte Kampusch. Vorerst sind sechs Sendungen geplant. Wer die nächsten Gäste sein werden, ist noch nicht bekannt. RALF LEONHARD