der kommentar
: Maschine, mal menschlich

Die Rekordweltmeister im Im-Kreis-Rumrasen, Michael Schumacher, fährt, anstatt seine Karriere zu beenden, weiter Rennen – auf dem Motorrad. Es sind seine Stürze, die ihn zu einem wahren Helden machen.

Vielleicht sollte man kurz erklären, wie das ist, wenn man von einem fahrenden Motorrad herunterfällt. In einem Rennen, wohlgemerkt, nicht im normalen Straßenverkehr. Dort rutscht der Fahrer übelstenfalls mit den Beinen voraus in die Klingen der Leitplankenpfeiler, und das war’s dann. Auf der Rennstrecke dagegen kann kaum etwas passieren, weil es dort weite, meist geschotterte Auslaufflächen gibt. Wer da bei Tempo 180 stürzt, trennt sich rasch von der Maschine und rutscht einfach so lange auf dem Leder seiner mit Protektoren gepanzerten Kombi durch die Landschaft, bis er zum Stillstand kommt – echte Verletzungen zieht sich nur zu, wer aufzustehen versucht, wenn er „nur noch“ mit 50 km/h dahinschlittert.

Michael Schumacher, 39, weiß, wie man sitzen bleibt – und macht offenbar auch sonst keine schlechte Figur im Motorradrennsport, mit dem er sich im Spätherbst seiner Karriere ein wenig die Zeit vertreibt. „Es ist sehr mutig von ihm, in seinem Alter noch einmal anzufangen“, urteilte kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung der Italiener Valentino Rossi, mit sieben Weltmeistertiteln selbst eine Art Michael Schumacher auf zwei Rädern: „Jeder kann irgendwie Auto fahren, aber Motorradfahren muss man lernen.“

Diese Erfahrung jedenfalls hat Michael Schumacher am Wochenende erneut machen müssen, als er in der elften Runde des zweiten Laufs zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft auf dem Nürburgring … aber lesen Sie selbst: „Ich habe mit der Vorderbremse ein klein wenig zu stark gebremst, und schon war’s das“, und zwar sein zweiter Sturz in einem offiziellen Rennen.

Die spektakulären Sturzbilder zeigen, sosehr sie hinsichtlich der Gefahren auch täuschen mögen, Schumacher erstmals als echten Sportsmann. Als einen, der hinfällt und wieder aufsteht. Als einen, der sich über einen 17. Rang noch freuen kann. Vor allem aber als einen Meister, der sich nicht scheut, sich vor aller Welt zum Affen zu machen.

Das ist selten. Es ist, als ob es ein Max Schmeling nach dem Ende seiner Boxerkarriere noch mal als Judokämpfer versucht hätte. Oder Franziska van Almsick als Turmspringerin, ein Boris Becker an der Tischtennisplatte. Einfach so, aus Spaß an der Freude. Es lebe der Sport. FRA