Umverteilung für Turbo-Abiturienten

Niedersachsen will seine Gymnasiasten entlasten. Die Opposition und die GEW reden von „Stückwerk“

Durch eine Umverteilung von Unterricht und mehr Förderung will Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) die Lasten durch das „Turbo-Abitur“ für Schüler und Lehrer mildern. Ihr Ziel sei es, dass Niedersachsens Abiturienten von 2011 an „mindestens ebenso gut vorbereitet wie die Jahrgänge vor ihnen“ in Beruf oder Studium starten, sagte Heister-Neumann am Dienstag bei der Vorstellung ihrer Pläne, an denen Schüler-, Lehrer- und Elternvertreter mitgewirkt hatten.

Vor allem geht es um die Entlastung der derzeitigen Neuntklässler, die 2011 zum ersten Mal die Hochschulreife nach 12 Schuljahren erwerben sollen. Die Turbo-Abiturienten müssen künftig weniger Klausuren schreiben, außerdem werden die im Februar eingeführten zusätzlichen 1,5 Förderstunden beibehalten. In Klassen mit mehr als 31 Schülern sollen sie auf zwei Stunden pro Woche ausgedehnt werden – das betrifft fast jeden fünften Schüler.

Hatten die Neuntklässler bislang unter 34 Stunden Unterricht pro Woche ächzen müssen, wird die Pflichtstundenzahl künftig verteilt: Ab dem 6. Jahrgang soll es bis zu 32 Wochenstunden geben, zwei mehr als bislang. Um die Lehrer beim doppelten Abi-Jahrgang 2011 zu entlasten, werden die Zeugnisse eine Woche vor Ferienbeginn verteilt, außerdem nehmen nur zwei anstatt wie sonst drei Pädagogen die Prüfungen ab.

Eine Wahl zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium verursache „Chaos“, begründete Heister-Neumann ihre Ablehnung. Das bedeute noch mehr Zulauf für Gesamtschulen, wo die Schüler ihr Abitur „in einer entspannteren Zeitschiene“ machen könnten, sagte der Vorsitzende des Landeselternrates, Matthias Kern.

Die Kritik an Heister-Neumanns Zehn-Punkte-Plan war hart: Die Klassen seien zu groß, Hausaufgabenhilfen seien nötig, wetterten die Grünen. Von „Stückwerk“ sprach die GEW und forderte, die Sekundarstufe I solle bis zur 10. Klasse gehen, die Länge der Oberstufe solle mit zwei bis vier Jahren flexibel gestaltet werden können.

Die Schülern wollen am 19. Juni in Hannover demonstrieren. Sie fordern kleinere Klassen, mehr Lehrer und weniger Stunden. KSC