Rekonstruktion einer Gruppenvergewaltigung

Das Hildesheimer Landgericht verhandelt seit gestern gegen sieben junge Männer, die eine 17-Jährige vergewaltigt und die Tat gefilmt haben sollen. Die Beschuldigten behaupten, das Mädchen habe freiwillig mitgemacht

Sie waren zu siebt und keiner von ihnen sagte: „Stopp“. Weil sie nacheinander ein 17-jähriges Mädchen vergewaltigt oder Beihilfe dazu geleistet haben sollen, müssen sich sieben Heranwachsende im Alter zwischen 17 bis 20 Jahren seit Dienstag vor dem Hildesheimer Landgericht verantworten. Die jungen Männer erschienen mit Kapuzen, Tüchern und Sonnenbrillen vermummt im Gericht.

Fünf von ihnen wird vorgeworfen, die junge Frau am frühen Morgen des 30. Juni 2007 in Adenbüttel (Kreis Gifhorn) am Rande eines Schützenfestes gewaltsam zum Sex gezwungen haben. Die anderen beiden sollen zugeschaut und einer von ihnen die Tat mit einem Handy fotografiert haben. Ob die so entstandenen Bilder auch ins Internet gestellt wurden, muss in der Verhandlung noch geklärt werden.

Laut der Aussagen des Opfers hatte die 17-Jährige während des Schützenfestes einen der mutmaßlichen Täter kennen gelernt und sich mit ihm unweit des Festplatzes aufgehalten. Der junge Mann sei in Begleitung von mehreren Kumpeln gewesen, von denen einer das Mädchen plötzlich gepackt und auf den Boden gezerrt habe. Anschließend hätten er und vier andere Männer aus der Gruppe das Mädchen sexuell missbraucht.

„Fünf der Beschuldigten müssen sich in dem Verfahren wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung der damals 17-Jährigen verantworten, zwei weiteren Beschuldigten wird von Seiten der Staatsanwaltschaft Beihilfe vorgeworfen“, erläutert Staatsanwältin Christina Pannek die Anklage. Pannek: „Die Beschuldigten sind teilgeständig, wobei sie in ihren Vernehmungen ausgeführt haben, dass das Geschehene mit Einverständnis des Mädchens erfolgt sei.“

Die sieben Männer, die erheblich angetrunken waren und von denen fünf zudem Kokain und Canabis konsumiert hatten, hielten es nach der Gruppenvergewaltigung nicht einmal für nötig, sich vom Tatort zu entfernen. Schon kurz nach dem Übergriff konnte die Polizei sechs von ihnen im Bereich oder in der Nähe des Schützenplatzes festnehmen. Alle sieben Beschuldigte stammen aus benachbarten Dörfern.

Für den Prozess, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit begann, sind vorläufig fünf Verhandlungstage angesetzt, an denen die Große Jugendkammer auch neun Zeugen vernehmen und einen Sachverständige hören will. Das Urteil wird nach derzeitigem Zeitplan für den 12. Juni erwartet.

MARCO CARINI