Gott ist schon irgendwie mega

Eine Dokumentation, in der die Protagonisten unkommentiert für sich stehen: „Jesus Freaks“ (WDR, 23.15 Uhr)

„Gott, du bist so mega!“ – Die Jesus Freaks reden mit Gott, wie man mit Sprachchefmissionar Bastian Sick nie zu reden wagen würde. Sie beten auf dem Klo sitzend. Auf den Boden gekauert. Und beim Rockkonzert auf dem Berliner Alexanderplatz und dem jährlich gefeierten Freakstock-Festival erfüllen sie einander via Mega- oder Mikrofon mit ihren Erweckungserlebnissen. „Jesus Freaks“ ist ein, wie sagt man?, megakrasser Film.

Die Jesus Freaks sind eine freichristliche Bewegung, die, inspiriert von der Jesus-People-Bewegung der 60er und 70er, Anfang der 90er-Jahre aus den USA nach Deutschland schwappte. Anne Pütz hat, betreut von Andres Veiel („Black Box BRD“), ihren Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin über die jungen Leute gedreht, die sich der Gruppe zugehörig fühlen. Und sie wählte den richtigen Weg für einen Film über, unter anderem, missionarisches Getue: Sie verzichtet auf jeden Kommentar, auf jede Belehrung als allwissende Regisseurin. Die Jesus Freaks charakterisieren sich selbst – als trotz aller Piercings und Dreadlocks erzkonservative junge Leute.

Da ist Mireille, die nie Sozialpädagogin werden wollte, bis Gott ihr mitgeteilt hätte, dass sie es werden solle. Sie macht nicht – sie lässt machen. Und da ist Helke, die früh und gegen den Willen ihres Freundes Mutter wurde, in ihrer Küche und diskutiert. Die Jesus Freaks seien so zerstörerisch wie alle Religionen, die von ihren Anhängern als ausschließlich verstanden würden, wirft ihr der Freund vor. Nein, sagt sie. Doch, sagt er.

Es ist schließlich Claire, die sagt, dass sie zwar Menschen anderen Glaubens, nie aber deren Glauben tolerieren könne. Helkes Freund liegt womöglich doch nicht ganz falsch. raa