Keine Milch fließt

Am „milchfreien Donnerstag“ fordert der Bauernverband höhere Preise – und verkündet das Ende des Boykotts

Nach Angaben des Landesbauernverbandes (LBV) haben sich am gestrigen Donnerstag nahezu alle der rund 750 Milcherzeuger an der bundesweiten Aktion „milchfreier Donnerstag“ beteiligt, um den Verhandlungen mit dem Einzelhandel den „nötigen Nachdruck“ zu verleihen. Mit dabei seien auch Betriebe, die sich bislang nicht am Milchlieferboykott beteiligt hätten, erklärte LBV-Präsident Udo Folgart. Am „milchfreien Donnerstag“ sollte keine Milch in die Tanks von Molkereien fließen. Daher hätten einige Molkereien auch nicht produzieren können, sagte LBV-Sprecher Holger Brantsch.

Die Bauern setzten auch mit anderen Aktionen ihren Protest für höhere Milchpreise fort. Mehrere tausend sind in einer Sternfahrt zu einer Kundgebung des Bundesverbandes der Milchviehhalter (BDM) am Brandenburger Tor gefahren. Mit Transparenten wie „43 Cent – Milchstopp hat ein End“ unterstrichen die Landwirte ihre Forderung in dem seit Tagen laufenden Lieferboykott. Außerdem hätten laut BDM erneut Bauern gezielt Milch gekauft, um sie kostenlos an soziale Einrichtungen abzugeben.

Die brandenburgische Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grüne) bezeichnete den Lieferboykott als „Form des zivilen Ungehorsams“. Die Milchpreise müssten mehr als nur die Kosten für die Bauern decken. Zuvor hatten bereits die Fraktionen von SPD, Linke und CDU Solidarität beziehungsweise Verständnis für die Bauern gezeigt.

Im deutschen Lebensmittelhandel zeichnen sich nach dem zehntägigen Lieferboykott indes höhere Milchpreise ab. Nach den Zugeständnissen des Discounters Lidl zeigten sich auch die Ketten Aldi Süd, Rewe, Norma und Plus verhandlungsbereit. Der BDM sprach von einem ersten Schritt in die richtige Richtung und will den seit mehr als einer Woche dauernden Milchlieferstopp aussetzen. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber, rief die Milchbauern gestern zum Ende des Lieferboykotts auf. „Ich fordere sie auf, ab heute Abend wieder Milch zu liefern“, sagte Schaber vor mehreren tausend Bauern am Brandenburger Tor. Die Bauern seien zwar noch nicht ganz zufrieden, aber es sei ja Bewegung in die Preisgestaltung gekommen. DPA, RTR

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