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: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am heutigen Montag wird in der Linse über „Die Zukunft der Vergangenheit – Erinnerungspolitik in Deutschland“ diskutiert. Genauer: über die Frage, inwieweit es überhaupt einen klaren Bruch zwischen Deutschland nach und vor 1945 gegeben hat. Denn in der BRD wie der DDR wurden und im vereinigten Deutschland werden stets die Soldaten der Wehrmacht und die dem „Bombenterror“ zum Opfer gefallene Mitläufernazis genauso ins Gedenken einbezogen wie die Holocaust-Opfer. So aber verschwimmt die Grenze zwischen Opfer und Täter, und es gab nur irgendwie „Gewalt“. Was für die Enkel der Täter sehr bequem ist.

Der Donnerstag dann ist gewissermaßen der „Linkstag der Woche“. Im Projektraum H48 gibt es die seltene Gelegenheit, mit dem 1912 geborenen „Moorsoldaten“ Erwin Schulz zu sprechen, der im Widerstand gegen die Nazis aktiv war, ins Zuchthaus und in Lager gesperrt wurde und anschließend in einem sogenannten Strafbataillon der Wehrmacht dienen musste. Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Zur gleichen Zeit wird im SBZ Krähenfuß über „Polizeikooperationen gegen das Prostitutionsgewerbe“ gesprochen, also über die Überwachung dieses Dienstleistungsgewerbes, das aufgrund bigotter Moralvorstellungen gegängelt wird und als Milieu für ArbeitsmigrantInnen gilt. Die Zuhälter hingegen werden verhältnismäßig mild behandelt. Der Verein Doña Carmen, der sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzt, informiert. Im Tristeza schließlich wird über den „Heimatschutz“ informiert, dem sich die Rechten und die Ultrarechten seit langer Zeit verschrieben haben, dem Schutz der deutschen Natur. Diese Heimatschützer tauchen aber auch sehr erfolgreich in der „normalen“ Naturschutzbewegung unter und wieder auf. Deren Ziele wiederum sind Gegenstand dieser Informationsveranstaltung.

Erinnerungspolitik: Linse, Parkaue 25, Mo., 18 Uhr

Moorsoldat: H48, Hermannstr. 48, Do., 19 Uhr

Polizei und Prostitution: SBZ Krähenfuß, U. d. Linden 6, Do., 19 Uhr

Heimatschutz: Tristeza, Pannierstr. 5, Do., 19.30 Uhr