Anpfiff für die Älteren

Das Landesprogramm für Arbeitslose über 55 Jahren hatte mit einem „Kuddelmuddel“ der zuständigen Institutionen zu kämpfen, und es fehlte Geld. Jetzt soll alles besser werden

Der „gewisse Irrtumsfaktor“ verhinderte den frühen Erfolg

von Felix Zimmermann

Ein beliebter Gesang der Fußballfans auf dem Weg zum Fußballstadion, in diesen Tagen eher: auf dem Weg zum Public Viewing oder auch zum heimischen Fernsehgerät, kommt einem in den Sinn, wenn man nach dem Zustand des in Bremen aufgelegten Programms „55-plus“ fragt. Es ist das Lied: „Jetzt geht’s lo-hos!“

„55-plus“, das hat nichts mit dem grundsätzlich erquicklichen, manchmal frustrierenden, mitunter dramatischen Erlebnis eines Fußballspiels zu tun, sondern mit einer eher drögen Materie: Arbeitsmarktpolitik. Es geht um jenes Programm, mit dem ältere Arbeitslose ab dem 55. Lebensjahr in unbefristete sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermittelt werden sollen. Die Arbeitslosen also, die besonders schwer zu vermitteln sind, weil sie als zu alt gelten, als eh schon halb im Ruhestand, als unflexibel.

Dass es jetzt erst los geht, wo doch seit vergangenem Jahr bereits ein Teil der bis 2013 avisierten 430 älteren Arbeitslosen in feste Arbeitsverhältnis hätte vermittelt werden sollen, hat mit dem zu tun, was die Geschäftsführerin der Bremer Arbeit GmbH (bag), Katja Barloschky als „Kuddelmuddel“ bezeichnet. Gemeint ist damit die komplizierte Abstimmung von bag, Bundesagentur für Arbeit und der Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales (BAgIS), die für Hartz IV-Empfänger zuständig sein soll. Man darf es wohl auch eine Panne nennen.

Vereinfacht gesagt: Das Programm wurde aufgelegt, und als es erstmals losgehen sollte, stellte die BAgIS fest, dass zu wenig Geld in dem entsprechenden Fördertopf war. Mit „55-plus“ sollten ältere Arbeitslose über drei Jahre Zuschüsse von bis zu 50 Prozent zu den Arbeitsentgelten erhalten. Für den Fall, dass der Beschäftigungsvertrag nach drei Jahren entfristet wird, wäre die Förderung um zwei Jahre verlängert worden. Kein Geld, keine Förderung, zumindest nicht das Maß an Förderung, das man sich vorgenommen hatte. So einfach ist das, wenn auch auf dem Hintergrund einer sehr komplexen Materie. Dazu sagt die Sprecherin der Senatorin für Arbeit, Petra Kodré, „ein gewisser Irrtumsfaktor“ sei nun einmal das Grundproblem landespolitischer Arbeitsmarktpolitik.

Es ändert sich ja auch ständig etwas, konjunkturelle Schwankungen zum Beispiel können schlecht vorausgesagt werden. Nun ist die Finanzierung aber geklärt, verspricht Barloschky, seit dem Frühjahr sei man „richtig dabei“, das Programm bei den Arbeitgebern bekannt zu machen. Dazu ziehen ihre Mitarbeiterinnen vor allem durch mittelständische Betriebe, um deren Chefs auf die Arbeitskräfte jenseits der 55 hinzuweisen.

Nicht selten sprechen sie dabei auch den demographischen Wandel an, der vielen Firmen Schwierigkeiten bei der Suche nach Fachkräften macht. Die Alten können helfen, manchmal.

Immerhin 25 Arbeitslose hätten sie seit dem Frühjahr über das Programm „55-plus“ schon untergebracht, weshalb Barloschky zuversichtlich ist, bis zum Jahresende auf 44 zu kommen. „Eventuell läuft es nach dem schleppenden Beginn auch so gut, dass die Zielzahl wieder erhöht werden kann“, sagt sie. Wegen des „Kuddelmuddels“ am Anfang war die Zielzahl von 80 auf gut die Hälfte reduziert worden.